Rezension

Der Beginn eines Epos, dem es an Leidenschaft und Spannung nicht fehlt

Das Reich der sieben Höfe - Dornen und Rosen
von Sarah J. Maas

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Spiel aus altbewährten Märchen, neuer Saga und starken Charakteren zieht den Leser unwillkürlich in seinen Bann

Der 1. Band des neuen Epos von Sarah J. Maas erschien 2017 als 2. Auflage bei dtv Junior. In „Das Reich der sieben Höfe – Dornen und Rosen“ gerät die junge Feyre in Schwierigkeiten als sie auf der Jagd einen verwandelten Fae tötet. Um ihre Schuld zu begleichen, wird sie in das verhasste Land der Fae gebracht. Doch statt Folter und Tod erlebt sie anfangs eine faszinierende Welt und eine Liebe, die langsam zerbricht.

Ich muss zugeben, es ist mein erster „Maas´“. Das Buch stand auch auf keiner Wunschliste, sondern war lediglich in einer Buchbox dabei. Ein ziemlich dicker Wälzer von knapp 500 Seiten, klang vom Umschlag her nach einem typischen Fantasy-Schmankerl. Natürlich sieht das Cover nach was aus: Eine schöne, toughe Jägerin umringt von Zweigen und roten Blüten. Das konnte nur unsere Hauptprotagonistin Feyre darstellen. Ich war ziemlich erfreut über die Landkarte als Einstieg. Das Land Prythian, mehr „Fae-Land“ als „Menschen-Land“. Das machte mich schon neugierig: Wie es wohl dazu kam? Die Geschichte selbst wird komplett aus der Ich-Perspektive von Feyre erzählt. Sie ist eine jungen Frau, die nach einer Tragödie schnell erwachsen werden musste. Ihre Familie lebt in Armut, so dass Feyre jagt um nicht zu verhungern. Es klingt schon ein wenig nach Katniss Everdeen,... Aber ganz so ist es nicht. Feyre hat trotz der ganzen Verantwortung eine zauberhaft künstlerische Art, die Dinge zu betrachten. Sie beschreibt die Dinge in schillernden Farben und rügt sich, wenn sie in diese „dumme“ Art zurück fällt. Es ist einfach die typische Streiterei zwischen Herz und Kopf, sodass ich beim Lesen ab und an die Augen verdreht habe. Trotzdem hat es die Autorin geschafft, sich auf die wichtigen Aspekte und Situationen zu konzentrieren und schweift nie in Belanglosigkeiten ab. Jede Situation hat einen tieferen Sinn. Da kann es durchaus vorkommen, dass in der Story einige Tage oder Wochen vergehen, ohne dass der Leser es merkt. Schließlich hat man in einem Land der „Elfen“ viele Möglichkeiten sich auszutoben. Mir fehlten glatt nur noch die Einhörner auf der Wiese. Die „Fae“ selbst sind Stereotypen: Wunderschön, elegant, arrogant und dramatisch. Und Feyre mitten drin. Klingt nach Märchen und Widerspruch zugleich. Ein Stoff aus denen sich Liebesgeschichten entwickeln können, wie auch hier. Ich war überrascht, dass es tatsächlich zu erotischen Szenen kam. Dennoch kein Wunder! Unser männlicher Hauptdarsteller ist unwiderstehlich. Ich mag Tamlin, der immer seiner Verantwortung statt seiner eigenen Wünsche folgt. Das Leben ist natürlich kein Ponyhof. Denn wo es Gutes gibt, ist das Böse nicht weit. Böse Fae in verschiedenster gruseliger Gestalt brachten mir eine Gänsehaut und leichten Ekel bei. Es wird blutig und grausam, wenn es darum geht, die zu beschützen, die man liebt. Es ist noch nicht genug? Na dann kommt ein böser Fluch von einer „Hexe“ gleich dazu. So werden Aspekte aus „Die Schöne und das Biest“, „Das kalte Herz“, „Die kluge Bauerntochter“ und anderen typischen Märchen mit neuen Akteuren und einem erwachsenen Touch versehen. Ich bin letztendlich durch die Geschichte gerauscht, die nie langweilig wurde, auch wenn mir so manches schwer bekannt vor kam. Ein weiterer positiver Eindruck: Der 1. Band hat kein offenes Ende. Habe ich dem Ganzen etwas entgegen zu setzen? Nur ganz klein am Rande. Die Autorin webt sooo wunderbar undurchschaubare Motive der einzelnen Protagonisten ein, aber löst sie letztendlich mit einem Schwall mittendrin auf. Ich hätte sie lieber Stück für Stück entdeckt. Werde ich den 2. Band lesen? Bestimmt.

Fazit: Menschen, Elfen, heidnische Bräuche und bekannte Märchen in einem. Ein gelungenes Gänsehaut-Fantasy-Spektakel von Sarah J. Mass. Einfach eintauchen und nicht so schnell wieder auftauchen!