Rezension

Der blanke Horror!

Passagier 23
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 0.5 Sternen

Ich weiss gar nicht, womit ich jetzt anfangen soll.

Vielleicht mit dem Superbullen Martin, der sich mal eben kurzerhand mit dem HIV-Erreger infizieren lässt und sich selbst einen Schneidezahn herausbricht? Verdeckten Ermittlern wird heutzutage aber viel abverlangt. Auch hätten viele Dialoge einer Seifenoper alle Ehre gemacht.

Oder eher doch mit den unzähligen Metaphern, die oft einfach nur unfreiwillig komisch waren? (“Julia plusterte die Lippen beim Ausatmen.”, “Mit einem Rums schloss Daniel den Aktendeckel.”, “Es gab ein knirschendes Geräusch, als wäre die Nasenscheidewand des Kapitäns in einen Nussknacker geraten.”, “Er wirkte mindestens 10 Kilo dünner und dennoch kräftiger als der Kapitän.”, “… während der Schmerz sich wie ein Schweißbrenner über den Hinterkopf bis in den Nacken fräste …”, “Die Angst sprang ihm wie ein Klappmesser aus den Pupillen”.) Das ist jetzt nur eine kleine Auswahl.

Oder vielleicht doch lieber mit der kruden Story, die dann noch mit einem Ende aufwartet, welches doch etwas zu sehr an “Das Schweigen der Lämmer” erinnert und wie an den Haaren herbeigezogen wirkt? Ach stopp, es sind ja zwei Enden. Auch interessant. Man will doch sicherlich nicht seine LeserInnen mit dem ersten und nicht so glatten Ende vergraulen. Und irgendwie muss die Sache im Prolog ja auch noch aufgelöst werden. Sicherlich gar nicht so einfach und leider auch sehr misslungen.

Der ganze Roman wirkt lieblos zusammengeschrieben. Nicht eine Figur ist eine echte Persönlichkeit und weckte bei mir Emotionen. Gut, die Form des Missbrauchs (Natürlich durfte auch der in diesem Buch nicht fehlen, Missbrauch ist ja gerade total “in”.) ist eher ungewöhnlich. Aber das war es auch schon. Unter die Haut kriechende Parasiten, viele Maden, abgetrennte Körperteile und sogar Gimmicks wie eine rückwärtsschießende Pistole, runden die Handlung ab und sollen für Ekel und Entsetzen sorgen. Das funktioniert aber nur bedingt, wenn überhaupt. Auch über die Verdauung und Darmgeräusche mehrerer Figuren erfährt man mehr, als man möchte. Die Ausdrücke hierfür fand der Autor vielleicht besonders originell.

Ich fühlte mich beim Lesen von “Passagier 23″ an einen Groschenroman erinnert. Aber damit täte ich den oft wirklich gut geschriebenen Groschenromanen doch unrecht. Mit tödlicher Sicherheit war das mein letzter Fitzek.

Fazit: Unglaubwürdige Personen, unfreiwillig komische Metaphern, oberflächlicher und liebloser Stil. Bitte nicht mehr davon!