Rezension

Der Club

Der Club
von Takis Würger

Bewertet mit 4.5 Sternen

Als seine Eltern beide tot waren, erwartete Hans, dass ihn seine englische Tante Alex bei sich aufnehmen würde. Doch diese veräußerte sein Elternhaus und stecke ihn zu Mönchen in ein Internat. Das Leben unter Jungs war hart, die einzige motivierende Sache war für Hans das Boxen, dass er vom afrikanischen Küchenchef erlernte. Am Ende seiner Schulzeit nimmt seine Tante unerwartet Kontakt mit ihm auf, er soll zu ihr nach Cambridge ziehen, wo sie eine Professur innehat. Den Studienplatz hat sie für ihn organisiert, dafür muss er ihr helfen, einen Fall zu lösen. Das Boxen ist die Eintrittskarte in einen elitären Club. Unter falschem Namen soll Hans die Vereinigung unterlaufen und Nachforschungen anstellen, warum weiß er jedoch noch nicht. Und am Ende hätte er es auch gar nicht wissen wollen…

Ein bemerkenswerter Roman, der zunächst sehr langsam startet und erst mit dem Umzug nach England an Fahrt und Spannung aufnimmt. Im Fokus stehen zunächst das Boxen, Training und Kampszenen, auch solche illegaler Kämpfe, die mit schweren Verletzungen einhergehen, werden ausführlich geschildert. Das ist nicht unbedingt angenehm zu lesen, aber glaubwürdig motiviert und durchaus hilfreich, um das Handeln einiger Figuren zu verdeutlichen.

Der „Fall“, den Hans lösen soll, ist recht schnell durchschaubar. Zwar zögert der Autor dies noch ein wenig raus, indem er Charlotte lange nur durch ihre Herkunft und Verbindung zu Alex charakterisiert, jedoch lag der Zusammenhang bei der Thematik auf der Hand. Alex‘ Handeln wird auch erst spät im Roman direkt erläutert, kann man sich aber ebenso schnell zusammenreimen.

Es ist nicht die große Spannung, die den Roman trägt, es sind auch nicht zwingend die Figuren. Die beiden Frauen sind mir zu eindimensional reduziert auf das die Handlung auslösende Moment. Viele der Männer kommen ebenfalls mit wenigen Charaktereigenschaften – Machtgier, Misogynie, Elitismus – aus. Lediglich der Protagonist Hans wird als komplexe Figur gezeichnet, durchaus mit widersprüchlichen Eigenschaften und Einstellungen. Dies lässt ihn so auch glaubwürdig und real wirken. Der Autor bedient sich auch einer Reihe von Klischees, insbesondere wenn es um die Beschreibung des elitären Clubs geht, die für meinen Geschmack etwas zu plakativ waren.

Dennoch wollte ich den Roman nicht mehr aus der Hand legen. Eine seltsame Faszination geht von diesem Club aus, der jedoch nur begrenzt positive Attribute zu besitzen scheint. Die geschilderte Gewalt hat einen sehr eigenen Reiz, der einem als Leser an sich selbst zweifeln lässt. Auch die Sprache kann man nicht als poetisch bezeichnen, sie ist bisweilen brutal direkt und erspart einem nichts. So lässt sich kaum festmachen, wie es dem Autor gelingt, einen Sog zu entwickeln, der einem mitreißt und den Roman am Stück runterlesen lässt.