Rezension

Der einzige rote Faden ist die Langeweile

Die Bücherdiebin
von Markus Zusak

Klappentext:
Im Alter von neun Jahren hat Liesel schon vieles verloren. Ihren Vater, einen Kommunisten. Ihre Mutter, die ständig krank war. Ihren Bruder Werner - auf der Fahrt nach Molching zu den Pflegeeltern. Als der Bruder stirbt, gerät sie zum ersten Mal ins Blickfeld des Todes. Und sie stiehlt ihr erstes Buch - ein kleiner, aber folgenreicher Ausgleich für die erlittenen Verluste. Dann stiehlt sie weitere Bücher. Äpfel und Kartoffeln. Das Herz von Rudi. Das von Hans und Rosa Hubermann. Das von Max. Und das des Todes. Denn selbst der Tod hat ein Herz.

Einordnung:
Das Buch ist kein Teil einer Reihe.

Rezension:
Da viele Leser sich von dem Buch begeistert gezeigt haben, bin ich mit relativ hohen Erwartungen an die Geschichte heran gegangen, die durch den Titel und den Klappentext nur noch verstärkt wurden. Jetzt, wo ich mit dem Lesen fertig bin, muss ich aber sagen, dass es lange her ist, dass ich mich das letzte Mal so durch ein Buch gequält habe. Mehr als zwei Wochen habe ich daran gelesen und mir ungefähr ab der Mitte immer wieder gewünscht, es möge endlich vorbei sein. Die Geschichte ist von vorne bis hinten absolut langweilig. Die Handlung plätschert bedeutungslos vor sich hin und trotz der zahlreichen Seiten habe ich keinen roten Faden finden können, da die Szenen teilweise nicht einmal in chronologischer Reihenfolge erzählt werden.

Die größte Enttäuschung war für mich, dass die Bücherdiebin eigentlich nur ein einziges Buch tatsächlich stiehlt. Alle übrigen Bücher bekommt sie geschenkt, rettet sie aus dem Feuer oder nimmt sie mit stilschweigender Erlaubnis mit – zusammen mit den extra bereit gestellten Keksen. Und selbst, wenn all diese Bücher als gestohlen angesehen werden, sind es trotzdem nicht besonders viele. Der Titel des Buches ist dementsprechend viel zu reißerisch für den Inhalt der Geschichte und trägt maßgeblich dazu bei, dass meine Erwartungen überhaupt nicht erfüllt wurden.

Auch gibt es zwar durchaus Momente, in denen das Buch hätte spannend sein können, doch durch die Tatsache, dass der Handlung immer wieder vorgegriffen wird, passiert überhaupt nichts Unerwartetes. Beispielsweise wird immer schon sehr früh verraten, wer sterben wird, manchmal sogar schon beim ersten Auftritt des Charakters. Dadurch wird auch das kleinste Stück Spannung sofort zunichte gemacht. Die Art und Weise, auf die ein Charakter zu Tode kommt, liefert der Erzähler immer gleich noch mit und wenn er das einmal nicht tut, dann reicht das Wissen darüber, dass das Buch während des zweiten Weltkrieges spielt, um eine ziemlich genaue Vorstellung der Umstände zu bekommen.

Zu Beginn der Geschichte habe ich den Erzähler aber durchaus noch als positiven Aspekt wahrgenommen, denn die Handlung wird aus der Perspektive des Todes geschildert. Die Idee ist wirklich gut. Anfangs sind auch die Szenen, in denen er von sich selbst spricht, von seiner Arbeit oder von der Vorstellung, die die Menschen von ihm haben, noch gelungen. Die einzige Aussage, die mir aus dem Buch hängen geblieben ist, stammt auch vom Tod: „Wollt ihr wissen, wie ich wirklich aussehe? Ich sage es euch. Schaut in einen Spiegel.“ (Seite 335) Doch schon relativ bald gleichen sich die Erzählungen immer mehr und driften in melancholisches, philosophisches Gejammer ab.

Als einzigen durchweg positiven Punkt kann ich die kurzen Einwürfe nennen, die während der Geschichte immer wieder zentriert und fettgedruckt hervorgehoben werden. Diese Stellen markieren wichtige Details in Gesprächen oder geben Zusammenfassungen der nächsten Seiten. Dadurch ist es für das Verständnis nicht nachteilig, wenn die Szenen nicht allzu aufmerksam gelesen werden. Außerdem reißen die Einwürfe immer wieder aus dem träge dahin plätschernden Lesefluss, sodass sich die Augen nicht irgendwann ohne die Gedanken die Zeilen entlang bewegen.

Fazit:
Das Buch ist langweilig und hat zwei- bis dreihundert Seiten mehr als die Handlung eigentlich hergibt. Alle möglicherweise spannenden Ereignisse werden vorweggenommen und ein roter Faden ist nicht zu finden. Außerdem hält auch der Titel des Buches nicht, was er verspricht. Wegen der aufweckenden Einwürfe zwischendurch und der ersten expliziten Auftritte des Todes bekommt „Die Bücherdiebin“ aber immerhin noch zwei Schreibfedern.

Kommentare

Kitty Retro kommentierte am 26. Januar 2015 um 12:50

Seh ich genauso, war ein seltsames Buch. Und der einzige wirklich emotionale Moment wurde mir gespoilert. Ich hatte mir mehr über den Juden gewünscht, denn ihn fand ich wirklich toll und interessant. Allerdings war er mehr oder weniger auch nur da.