Rezension

Der erste Fall für Tom Babylon!

Schlüssel 17
von Marc Raabe

Bewertet mit 5 Sternen

Best of Crime. Packender Psychothriller aus Deutschland. Ein Alptraum. Ein Ungeheuer zeugt das nächste, aber die Hölle, das sind die anderen. Berliner Dom Sonntag, 3. September 2017, 6:28 Uhr. Der Domorganist Bernhard Winkler öffnet die Tür zur Stille. Und zur Finsternis. Um diese Uhrzeit ist alles so anders hier. Intensiv und durchdringend, als hätte er keine Haut. Die Stille, der weite Hall, die Dunkelheit, in der das erste Tageslicht den gewaltigen Dom um ihn herum wie aus dem Nichts entstehen lässt – wie von Gottes Hand. So war es auch mit ihr gewesen, am Altar. Sie war aus dem Nichts gekommen, hatte ihn überrumpelt. Ob Gott dabei seine Hände im Spiel gehabt hatte? Wohl eher der Teufel. Sechs Wochen ist das nun her, und er denkt jede Nacht daran, er schämt sich, wünscht sich, es hätte diesen Sonntag nie gegeben – und zugleich träumt er davon. Winkler schüttelt die Erinnerung ab. Leise schließt er die schwere Holztür hinter sich und tritt in den Dom. Seine Schritte huschen flüsternd über den Boden, die monumentalen Säulen empor, bis in den Scheitelpunkt der Kuppel. Gott, wie er diese Akustik liebt! Winkler ist mit Leib und Seele Domorganist und wird es bis zu seinem letzten Atemzug bleiben. Plötzlich bleibt er abrupt stehen und starrt auf den Boden. Vor seinen Füßen ist eine glänzende Pfütze. Der säuerliche Geruch von Harn steigt ihm in die Nase. Alle Phantasien sind schlagartig aus seinem Kopf verschwunden. Zum Teufel! Nicht genug damit, dass das Oberpfarramt immer wieder Flecken beseitigen muss, von Betrunkenen oder anderen Ferkeln, die an die Fassade des Doms urinieren. Hier hat offenbar jemand seine Notdurft mitten in der Kirche verrichtet. Voller Ekel tritt er einen Schritt zurück. Erst jetzt bemerkt er, dass die Pfütze nicht einfach hell und wässrig ist, sondern zur Mitte hin dunkler, als hätte sich hier etwas mit dem Urin vermischt. Plötzlich zittert die Pfütze. Ein Tropfen, denkt Winkler, aber woher …? Er legt den Kopf in den Nacken und richtet den Blick aufwärts, zum vierundsiebzig Meter hohen Scheitelpunkt der Kuppel. Was er sieht, lässt seinen Atem stocken. In der Kuppel des Berliner Doms hängt eine grausam zugerichtete Tote mit schwarzen Flügeln: Es ist die prominente Dompfarrerin Dr. Brigitte Riss. Um den Hals trägt sie einen Schlüssel. Der Schlüssel um ihren Hals. Der graue Griff. In den Griff ist die Zahl 17 geritzt. Tom Babylon vom LKA will allen Warnungen zum Trotz diesen Fall um jeden Preis. Doch das bringt ihn in tödliche Gefahr. Dabei stößt er auf einen Abgrund aus Wahnsinn und Bösartigkeit. Denn mit diesem Schlüssel verschwand vor vielen Jahren seine kleine Schwester Viola. Doch Tom bekommt eine unliebsame Partnerin für die Ermittlungen. Die Psychologin Sita Johanns fragt sich schon bald, wer in diesem Fall mehr zu verbergen hat: Tom oder der Mörder, der sie beide erbarmungslos vor sich hertreibt. Ein Psychothriller wie ein Griff in die Steckdose man steht unter Dauerspannung. Beim Lesen dieses Thrillers erhöht von Beginn an jede weitere Seite die Spannung. Die Szenen wechseln wie in einem rasanten Leinwand-Schocker und der Leser wird auf so manche falsche Fährte gelockt. Man weiß immer mehr als die Hauptfigur im Buch wodurch man noch mehr mitfiebert! Nach und nach entwirrt sich ein Spinnennetz von unglaublicher Gewalt. Das Ende ist überraschend und sehr grausam. Also bitte tagsüber lesen! Denn ohne Rücksicht auf Verluste verursacht der Autor mit seinem Roman schlaflose Nächte, wer sich daran nicht stört, kann sich auf einen schnittigen Thriller freuen. Schlüssel 17 dreht mächtig an der Spannungsschraube und Raabe hört nicht auf, an ihr zu drehen, bis zum ereignisreichen Ende. Er hat mit seinem Thriller einen starken Eindruck hinterlassen. Das Ganze ist wirklich nix für schwache Nerven, aber man kann absolut nicht aufhören zu lesen..... Erst wenn man das Buch zu Ende gelesen hat, versteht man die ganze Geschichte. Der Titel ist sehr passend gewählt, sehr durchdacht. Spannend bis zur Atemlosigkeit. Hat mich absolut überzeugt, Schlüssel 17 ist eines der spannendsten Bücher, das ich bisher gelesen habe. Absolute Leseempfehlung!

Kommentare

hobble kommentierte am 10. Februar 2018 um 06:28

Ab damit ins Wunschregal