Rezension

Der erste Teil hat mir etwas besser gefallen

Die Seiten der Welt - Nachtland
von Kai Meyer

Der Widerstand gegen die Adamitische Akademie mit Furia, Cat, Isis, Ariel und Co geht weiter: Während die Akademie ganz andere Sorgen hat, versuchen die aus dem ersten Teil bekannten Charaktere ihre Ziele zu verwirklichen. Dabei erhalten sie Unterstützung von ein paar wenigen neuen Charakteren und erweitern gleichzeitig die Zahl ihrer Feinde.

Da ich vorher sicherheitshalber noch mal in den letzten Seiten des ersten Buches geblättert und hier und da ein paar Zeilen gelesen habe, konnte ich gut in die Geschichte hineinfinden, obwohl zwischen der Handlung der beiden Bücher einige Zeit liegt und die Ereignisse im zweiten Band bereits am Anfang Schlag auf Schlag kommen, was ich sonst eher von Showdowns am Ende von Büchern gewohnt bin. Von dieser geballten Spannung gleich zu Beginn war ich einerseits positiv überrascht, andererseits habe ich bedauert, Summerbelle, eine neu dazugestoßene Widerstandskämpferin, nicht von Beginn an kennengelernt haben zu dürfen.
Während des Lesens trifft man einige alte Charaktere wieder, liest von zahlreichen neuen Schauplätzen und stößt wie auch im ersten Teil auf spannende Kapitelenden, die dazu verleiten, dass man nicht mit dem Lesen aufhören möchte. Ein wirklicher Page-Turner-Effekt wollte sich bei mir jedoch nicht einstellen.
Dafür lernt man Mitglieder der Familie Himmel (eine Familie der drei Häuser) kennen, was mir sehr gut gefallen hat, und kann insbesondere durch Cat, das Schnabelbuch und ein paar andere Charaktere vereinzelt lachen:

"Da wusste ich wenigstens, warum ich was gemacht habe: um zu überleben [...]. Das war ein Ziel, das ich erreichen konnte, und deshalb bin ich morgens ... also, mittags ... aufgestanden und hab mich auf den Weg gemacht." (S. 183)

"Kannst du die Fenster im Auge behalten?", bat Furia Cat. "Klar. Falls da oben Bibliomanten auftauchen, töte ich sie mit meiner schlechten Laune." (S. 383)

Der spannende, anschauliche Schreibstil hat mir wie auch im ersten Teil wieder wunderbar gefallen, nur die Angabe von Entfernungen hat mich etwas gestört, da diese nicht im metrischen System geschah und ich mit den Angaben so wenig anfangen konnte.
In diesem Teil finden sich durchaus mehr Kämpfe als im ersten Teil, was angesichts des Einsatzes der bibliomantischen Kräfte ganz interessant war, insgesamt aber wohl Geschmackssache ist. Die im ersten Teil häufigen Beschreibungen der aus Leseratten-Sicht grandiosen bibliomantischen Welt (vom Lesebändchengewächshaus bis hin zu speziellen Buchläden) treten hier eher selten auf, stattdessen findet man öfter die Schattenseiten der Bibliomantik vor, welche aber nicht weniger ideenreich erläutert werden.
Ein wenig Enttäuschung habe ich lediglich aufgrund der Charaktere verspürt. So empfand ich vor allem Summerbelle als ein bisschen zu einseitig, andere Charaktere durchlebten in meinen Augen etwas zu starke Wandlungen und Kai Meyer hat für meinen Geschmack ein bisschen zu oft Charaktere verkuppelt bzw. mehr als freundschaftliches Interesse bei Charakteren angedeutet.
Das Ende des Buches war schließlich nicht ganz der Showdown, den ich erwartet habe, weil es eine Menge Fragen offen lässt, die aber sicherlich im nächsten Teil geklärt werden werden.

Ich kann das Buch jedem empfehlen, der gern Furias Kampf gegen die Akademie weiterverfolgen möchte nicht vor Kämpfen zurückschreckt und Lust hat, die Abgründe der Bibliomantik kennenzulernen. ;) Da sich im Buch nur sehr vereinzelt Erläuterungen zu Sachverhalten aus dem ersten Teil finden, sollte man außerdem den ersten Teil gelesen haben.