Rezension

Der etwas schwierige Einstieg lohnt sich

Das Seehaus
von Kate Morton

Bewertet mit 5 Sternen

Der erste Satz: “Es regnete heftig, und der Saum Ihres Kleides war schlammverschmiert.”

Der Klappentext: “Eine Mittsommernacht am See, die noch jahrzehntelang ihre Schatten wirft.
Cornwall 1933: Die sechzehnjährige Alice Edevane fiebert dem Höhepunkt des Jahres entgegen, dem prachtvollen Mittsommernachtsfest auf dem herrschaftlichen Landgut ihrer Familie. Noch ahnt niemand, dass sich in dieser Nacht etwas Schreckliches ereignen wird. Ein Unglück, das so groß ist, dass die Familie das Anwesen für immer verlässt.
Siebzig Jahre später stößt Sadie auf das verfallene Haus an einem See. Sie geht den Spuren des Jungen nach, der in jener Nacht verschwunden sein soll. Die Suche nach Antworten führt Sadie tief in die Vergangenheit der Familie Edevane, zu einer verbotenen Liebe und tiefer Schuld…” © Diana Verlag

Das Wesentliche: Kate Morton ist bekannt für ihre Familiengeheimnis-Romane. Da können auch Jahre vergehen, Ihre Romane sind immer wieder fesselnd – zumindest in meinen Augen. So hat mich dieser Roman ebenfalls überzeugt.

Zunächst ist da im Jahr 1933 die 16-jährige Alice Edevane, schreibbegabt und verliebt in Benjamin Munro, genannt Ben, der sich als Wanderarbeiter auf dem Landsitz der Familie verdingt. 70 Jahre später ist Alice eine berühmte Schriftstellerin – Kriminalromane haben ihr den Erfolg gebracht. Was die Alice von heute mit der von damals verbindet, ist das Verschwinden ihres kleinen Bruders, das sie ihr ganzes Leben lang verfolgt hat.

Das Jahr 2003 ist das Jahr, in dem Sadie, Londoner Detective, die wegen eines beruflichen Fehltritts eine Zeitlang von der Bildfläche verschwinden muss, durch Zufall auf den alten, verlassenen Landsitz trifft und auf eben jenes schreckliche Geschehnis stößt, das damals für die Familie Edevane alles verändert hat.

Es ist spannend zu lesen, wie sich die Fäden in der Vergangenheit und auch in der Gegenwart immer mehr miteinander verweben. Mit jedem Wechsel der Zeitebene fühlt man sich gleichzeitig mehr und mehr mit der Familie Edevane verbunden. Das liegt daran, dass die Perspektive häufiger wechselt, als man zu Beginn erwartet: es bleibt nicht bei der Beschreibung aus Alice’ Sicht – der Leser darf auch durch die Augen ihrer Mutter Eleanor blicken und erhält sogar einen Einblick in die Perspektive von Theo, des kleinen verschwundenen Jungen. So gelingt es, sich nicht nur einer Protagonistin nahe zu fühlen, sondern gleich einer ganzen Reihe. Aber auch Sadie, die einen eher schroffen Charakter aufweist und sich ín ihrem unfreiwilligen Exil wie ein Terrier in die damalige Geschichte verbeißt, kommt der Leser nahe. Die zahlreichen Nebendarsteller aus der Familie Edevane, die allesamt wesentliche Puzzlestücke zur Geschichte beitragen, tun ihr Übriges, um den Leser zu fesseln.

So entwickelt sich die Geschichte von Seite zu Seite immer spannender. Bald schon weiß man nicht mehr, ob man schon alle Teile des Geheimnisses aufgedeckt hat, oder ob beim nächsten Umblättern eine erneute Wendung der Story auf einen wartet. Hinzu kommt, dass die gefühlvolle Schreibweise von Kate Morton einen mehr und mehr an das Buch fesselt.

Das Fazit: Zwei Zeitebenen, ein Familiengeheimnis und ein dicker Schmöker mit viel Zeit für die Entwicklung einer durchaus überraschenden Geschichte – mehr braucht man nicht. Volle Punktzahl für diesen wunderbaren Schmöker!

Die Bewertung: Fünf von fünf Sternen