Rezension

Der Expedient - ein etwas anderer Thriller

Blood On Snow 01. Der Auftrag
von Jo Nesbø

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt / Klappentext:

Olav lebt das einsame Leben eines Killers. Als Killer ist es eben nicht unbedingt leicht, anderen Menschen nahe zu kommen. Doch jetzt hat Olav die Frau seiner Träume getroffen. Zwei Probleme stellen sich:
- Sie ist die Frau seines Chefs.
- Und Olav wurde gerade beauftragt, sie zu töten.

Das Cover:

Als ich das Buch mit der Post bekam, war ich zuerst etwas von der geringen Seitenzahl enttäuscht (192 !), aber von der Aufmachung des Buches sehr begeistert. Das Cover ist in schwarz-weiß gestaltet und der Vornamen des Autors in knallgelb, was mir ja schon gut gefällt. Aber der Schnitt, also seitlich, sind die Seiten komplett schwarz bedruckt, was sehr stark und sehr ungewöhnlich aussieht. Und es paßt auch ausgezeichnet zu dem Killer, mit dem wir es in diesem Buch zu tun haben, denn dieser ist ebenfalls sehr ungewöhnlich...

Meine Meinung:

Das Buch ist aus Sicht des Killers Olav geschrieben, der zu Beginn einiges über sich selbst erzählt: Was sein Job ist, was er an Jobs ablehnt und dabei betont er sehr, was er alles nicht kann. So kann er nicht gut rechnen und hat eine Lese-Rechtschreibschwäche. Andererseits zitiert er aus Büchern und weiß auch Vieles. Er selbst bezeichnet sich übrigens als "Expedient"...

Zunächst war ich nicht so begeistert von dem Buch, ich brauchte ein paar Kapitel, bis ich mich in die Story reinfand. Aber dann wurde es immer interessanter und atmosphärischer. Olav soll als Auftragskiller die Frau seines Auftraggebers ermorden, der von dieser betrogen wird. Doch als Olav sie dann observiert, ist er völlig fasziniert von ihr und bringt stattdessen jemand anderes um. Daraus ergeben sich dann weitere Verwicklungen, die im Laufe der Handlung recht spannend werden.

Und obwohl Olav von seinen kalblütigen Morden erzählt, gibt es da auch eine andere, eine mitfühlende Seite an ihm. So schenkt er den Witwen von Opfern seinen Verdienst oder versorgt im Anschluß an seine Taten Verletzte. Er tötet also die Bösen und fühlt mit den Guten. Und dann gibt es noch die taubstumme Maria, von der er immer wieder berichtet, die er vor der Prostitution gerettet hat und der er immer wieder folgt, um sie zu beschützen.

Deshalb entwickelt man als Leser doch tatsächlich Sympathie für diesen Mörder und die Story bekommt eine sehr eigenwillige, melancholische Stimmung. Als er dann einiges von seiner schlimmen Kindheit berichtet, wird langsam klar, was ihn auf diesen Weg gebracht hat und dass er trotz seines Mörder-Jobs doch auch ein Mensch auf der Suche nach Liebe ist, der sich allerdings schwer auf Nähe einlassen kann.

Zum Ende hin kommt es zu einer äußerst brutalen, blutrünstigen Szene, die mich an den Film "Pulp Fiction" erinnert hat, den ich allerdings viel zu übertrieben brutal finde. Und so war mir das hier im Buch auch zu extrem und regelrecht abstoßend. Wahrscheinlich war das aber genau so beabsichtigt, um die Abgründe und Gegensätze des Killers klar darzustellen.

Im Gegensatz zu dem mir bisher von Jo Nesbo bekannten kühlen, fast distanzierten Stil gibt es in dieser Story eine ganz andere Stimmung. Hier läßt er den Leser nun ganz tief in die Seele und Verletztheit seiner Hauptfigur blicken. Diese Person zu ergründen und zu verstehen, machte für mich den Hauptaspekt des Buches aus. Es ist keineswegs durchweg superspannend, obwohl es doch auch packend ist.

Ich habe das Buch an einem Tag komplett gelesen und es hätte auch noch ein bißchen länger sein dürfen. Für mich insgesamt sehr gelungen, gerade weil es so ungewöhnlich ist. Aber andererseits ist es mir auch an manchen Stellen ein bißchen zu blutrünstig.

Da dies wohl eine Reihe werden soll, werde ich die weiteren Bücher dazu sicher auch lesen.