Rezension

"Der Fänger im Roggen": Re-Reading nach 40 Jahren

The Catcher in the Rye - Jerome D. Salinger

The Catcher in the Rye
von Jerome D. Salinger

Dieses Buch habe ich vor etwa 40 Jahren als Schullektüre gelesen und habe es nun wieder herausgesucht. Nach wie vor hat es mich fasziniert: Es werden drei Tage im Leben eines Sechzehnjährigen geschildert. Holden Caulfield fliegt aus seinem exklusiven Internat, da er nicht ernsthaft versucht, sich anzupassen oder etwas zu lernen. Der offizielle Schulschluss ist am Mittwoch vor den Ferien, doch Holden beschließt plötzlich, schon am Samstag abzureisen. Er fährt in seine Heimatstadt New York, doch nach Hause zu seinen Eltern geht er nicht. Er treibt sich in der Stadt herum, trifft sich mit alten Bekannten und spricht mit Zufallsbekanntschaften, deren Liste von einer Prostituierten bis zu zwei Nonnen reicht. Holden sucht Kommunikation und echte Begegnung, doch er findet sie nicht. Er ist total verunsichert, findet die meisten Menschen oberflächlich und sieht keinen Sinn in diesem Leben. Erst in der Begegnung mit seiner zehnjährigen Schwester erlebt Holden einen Wandel; er kann umkehren.

Ein Jugendlicher sucht seinen Weg. Er hat Ideale, doch die Realität sieht ganz anders aus. Die Frage, wie er eine tragfähige Verbindung zwischen beiden und einen Weg zwischen Rebellion und Anpassung finden kann, ist noch heute aktuell. Salinger lässt Holden als Ich-Erzähler sprechen, der Alltagssprache benutzt und dabei viele "verbotene" Wörter einsetzt. Das Buch ist 1951 zum ersten Mal erschienen und hat damals mit seiner Sprache schockiert. Heute erscheint sie uns als völlig normal; die vielen "goddams" provozieren nicht mehr, sie können höchstens nerven. Das Thema der Pubertätskrise ist noch heute bedeutsam. Salingers Bild vom "Fänger im Roggen" ist zeitlos. Von daher: Ich habe die Lektüre auch nach vierzig Jahren genossen.