Rezension

Der fast perfekte Abschluss

Perfect - Willst du die perfekte Welt?
von Cecelia Ahern

Bewertet mit 4 Sternen

Der zweite Teil knüpft nahtlos an „Flawed“ an. Geschickt werden dabei immer wieder wichtige Handlungsbögen aus dem ersten Band knapp wieder gegeben, so dass man sich schnell wieder in das Geschehen einfinden kann. Davon bin ich grundsätzlich ein großer Fan, da ich mehrbändige Reihen nicht immer hintereinander weglese. Bei „Perfect“ fällt mir dennoch auf, dass sich die Nacherzählungen aus Band 1 noch sehr lange ziehen und die Episode, dass Crevan Celestine noch ein sechstes Brandmal ohne Betäubung gesetzt hat, wird bestimmt fünfmal erwähnt. Das ist dann etwas übertrieben, da das doch die großen Handlungsbögen sind, die in Erinnerung bleiben.

Band 2 lässt sich absolut nicht lumpen und steigt sofort zügig in das Geschehen ein und bietet einen spannenden Moment nach dem anderen. Das hat zur Folge, dass man wirklich die Seiten aufsaugt und am Ende bedauert, dass es nur ein kurzes Lesevergnügen war.

Celestine ist nach wie vor eine geniale weibliche Protagonistin, die schon im ersten Band unheimlich mitfühlend und mutig war und jetzt im zweiten Band zur Strategin und Anführerin wird. Sie wird mir wirklich als einer der besten Protagonistinnen einer Dsytopie im Kopf bleiben. Während Carrick im ersten Band ja doch eher die Nebenfigur war, wird er nun hier zum ebenbürtigen männlichen Gegenpart. Man lernt ihn richtig kennen, aber im Endeffekt bleibt er über das Geschehen hinweg doch eher die leicht zu vergessene Figur. Celestine bestimmt das Geschehen einfach zu stark. Hinzu kommt, dass auch die Liebesgeschichte zwischen den beiden im Endeffekt doch etwas zu sehr und damit zu schnell in den zweiten Band gequetscht wird. Da zeigt sich doch dann stark meine Befürchtung, dass die Fülle an inhaltlichem Stoff, den diese Grundidee enthält, zu viel für nur zwei Bände ist.

Während im ersten Band auch eher Celestines Familie eine große Rolle gespielt hat, wird im zweiten Band noch einmal ein ganz neues Repertoire an Figuren eingeführt: nämlich einige Fehlerhafte, die Celestine bei ihrem Widerstand, beim Sturz der Gilde unterstützt. Dadurch finden keine großen Figurenentwicklungen statt, aber die Dilogie von Ahern zielt eben mehr auf die Geschichte als auf die Figuren ab.

Und so sehr dann vielleicht etwas an den Figuren gespart wird, so stark ist eben die Handlung. Es werden nicht noch zig neue Fässer aufgemacht, nein, alle Handlungsbögen werden konsequent (sogar mit der einen oder anderen kleinen überraschenden Wendung) zu Ende geführt. Und auch zu einem zufriedenen Ende. Zudem zeigt es sich, dass es nicht immer noch überdramatische Kriege und Tode bedürft, um den Leser bei der Stange zu halten.

Fazit: Flawed und Perfect ergänzen sich vom erzählerischen Niveau her perfekt, so dass insgesamt wirklich eine überzeugende und empfehlenswerte Diologie entstanden ist. Nach Abschluss beider Bände zeigt sich, dass der Stoff auch locker für eine Trilogie gereicht hätte. So muss zwar keine Handlung unnötig gestreckt werden, aber dafür leiden die Figurentwicklungen und die Beziehungen untereinander etwas. Cecelia Ahern schafft eben in erster Linie einen Doppelpack voll Spannung und Überraschungen, den man als Leseerlebnis wie eine Achterbahnfahrt empfindet.