Rezension

Der Geist des Timbavati - Ein vielversprechender Auftakt zu einer neuen Thriller-Reihe

Spectrum - Ethan Cross

Spectrum
von Ethan Cross

Bewertet mit 4 Sternen

Nicht nur für Fans der „Shephard“-Reihe ein spannender und überzeugender Start einer neuen Thriller-Reihe. Weiter so!

„Überleben kennt keine Regeln.“ (S. 174)

 

Zum Inhalt:

Als drei bewaffnete und maskierte Verbrecher eine Filiale der GoBox-Kette, die sich auf die hochsichere Verwahrung von Gegenständen aller Art spezialisiert hat, überfallen, sieht alles nach einem normalen Raubversuch mit Geiselnahme aus. Doch als Dr. August Burke, junges Genie und eher unfreiwilliger Berater des FBI, hinzugezogen wird, fällt ihm auf, dass es hier um mehr geht. Um sehr viel mehr…

 

Meine Meinung:

 

Der US-amerikanische Bestsellerautor Ethan Cross dürfte wohl vielen Lesern von seiner „Shepherd-Organization“-Reihe („Ich bin…“) bekannt sein. Mit „Spectrum“ legt er nun den Grundstein für eine neue Thriller-Reihe, die allen Freunden der „Shepherd“-Reihe gefallen dürfte, um so viel vorweg zu verraten.

 

Der Beginn der Story ist im Vergleich zur „Shephard-Reihe“ allerdings eher ungewöhnlich, denn bereits sehr früh fügen sich die einzelnen Handlungsstränge zusammen. Nichtsdestotrotz ist dieser Thriller von Beginn an spannend, und das durchgehend bis zum Ende. Ein ununterbrochener Spannungsbogen gehört halt zweifellos zu Cross´ großen Stärken. Selbst mit einem eher statischen Setting, das in weiten Teilen rund um die überfallene GoBox-Filiale spielt, gelingt es dem Autor, immer wieder Tempo aufzubauen und für die ein oder andere gewaltige Überraschung zu sorgen. So mag man das Buch beim Lesen eigentlich kaum noch aus der Hand legen. Aber Cross wäre nicht Cross, wenn seine Story nicht auch ein paar Details hätte, die ich als Leser stellenweise doch ein wenig übertrieben finde oder bei denen letztendlich der Zufall nicht unentscheidend mitspielt. Letztendlich dient dies alles aber der Spannung und dem Überraschungsmoment, was für die Leser eine sehr gute Thrillerunterhaltung bedeutet.

 

Eine weitere große Stärke Cross´ ist sein Händchen für außergewöhnliche Charaktere (ich sage nur Francis Ackermann Jr.!), was er auch in „Spectrum“ wieder voll und ganz unter Beweis stellt. Auf der einen Seite haben wir ein illustres Trio: Den alternden FBI-Special Agent Samuel Carter, den der Tod seiner Frau noch immer sehr beschäftigt, den jungen und ungestümen SWAT-Officer Dominic “Nic” Juliano, Sohn und ehemaliger Lehrling des berüchtigten Gangsterbosses Tommy Jewels, und last but not least den hoch intelligenten „Berater“ mit Asperger-Syndrom und exzellenten Kenntnissen in Krav Maga: Dr. August Burke („Er war so intelligent und doch so verloren.“ – S. 455), der (nicht nur) heimliche Star dieser neuen Reihe, der in Eigenregie auch schon mal dafür sorgt, dass die Gesetzte bei den Ermittlungen extrem großzügig ausgelegt werden (um es mal vorsichtig zu formulieren). Es macht einfach Spaß, diesem Team bei seiner Ermittlungsarbeit zu folgen! Auf der „Gegenseite“ hat Cross einen Killer erschaffen, dem er neben seinen tödlichen Fähigkeiten auch eine sehr menschliche und zutiefst zerrissene Seite verpasst hat und der ein wirklich harter Brocken für das Ermittlungs-Trio ist. Selbst die Neben-Charaktere sind eckig, außergewöhnlich und durchaus auch polarisierend, wie etwa die von Rache getriebene südafrikanische Polizistin Constable Isabel Price oder auch die Figur der Dr. JoAnn Raskin.

 

Cross´ Schreibstil ist gewohnt flüssig, gut zu lesen und oftmals sehr bildhaft („Burke hatte oft das Gefühl, als würde er in einer Zwangsjacke und mit einem Knebel im Mund über Glasscherben laufen und dabei versuchen, kein Geräusch zu machen.“ - S. 110). Stellenweise schafft er es sogar, regelrecht poetisch zu werden („Gerne hätte er diese Erinnerungen vergessen, doch wie Eisberge trieben sie stets durch den Ozean seiner Gedanken, und er wusste, wie schnell diese Eisberge ihn versenken konnten.“ - S. 115). Selbstverständlich kommt aber auch der Humor nicht zu kurz, dank der vielen flotten Sprüchen (Agent Carter: „Ich könnte mir die Hüfte brechen, wenn ich dahinten aussteige. Das ist nicht lustig.“ - S. 328).

 

FAZIT:

Nicht nur für Fans der „Shephard“-Reihe ein spannender und überzeugender Start einer neuen Thriller-Reihe. Weiter so!