Rezension

Der goldene Sohn

Der goldene Sohn - Shilpi Somaya Gowda

Der goldene Sohn
von Shilpi Somaya Gowda

Bewertet mit 5 Sternen


Der Roman "Der goldene Sohn" von Shilipi Somaya Gowda handelt von Anil Patel, dem erstgeborenen Sohn einer Familie aus Indien. Die Familie ist priviligiert, gehört einer hohen Kaste an und lebt recht gut. Sein Vater ist ein anerkannter Schiedsmann, die Mutter immer an seiner Seite und die Wege der fünf Kinder sind bereits vorgezeichnet. Anil soll Medizin studieren, am besten in Amerika, um als gemachter Mann zurück zu kehren, eine gute Frau zu heiraten und als Arzt und Schiedsrichter seinen Ruf - und den der Familie! - noch weiter zu mehren.

Dann ist da aber auch Leena, das Mädchen, mit dem Anil aufwuchs - die beiden durften einander ab einem gewissen Alter nicht mehr sehen. Sie begegnen sich und sie merken, dass da mehr ist, nur darf das nicht sein: Leena steht unter ihm. Sie wird anderweitig verheiratet und das Drama nimmt seinen Lauf.

Die Autorin schreibt aus der Sicht von Anil, sehr bewegend, wie er in Amerika, in Dallas ankommt, was ihn erwartetet, wie er mit Vorurteilen konfrontiert wird, wie anders das Leben ist. Viele Regeln seiner Mutter hält er ein, einige wirft er weg. Dann ist das Leenas Sicht, immer wieder lesen wir von Leena, ihrer Hochzeit, ihrem Leben als Ehefrau, Dienerin, Sklavin, der Anschlag, die Flucht. Ich erfahre viel über das Bild der Frauen in Indien.

Cover: Die Schlichtheit macht es interssant, die Kurzbeschreibung überzeugt!

Schreibstil: Mit einer unglaublichen Feinfühligkeit schreibt Shilpi Somaya Gowda über ein mir fremdes Land, über ihr Land. Die Schattenseiten, die Familien und deren Zusammenhalt, das Tolle an Indien und das Schrechliche.

Mich hat das Buch tief bewegt. Ich konnte und wollte es nicht aus der Hand legen. Es ist zwar nur eine Geschichte, diese kann aber wahr sein. Ich habe viel Negatives von Indiens Frauenbild gelesen, im Buch ist es sehr grausam beschrieben und dann doch auch gerecht. Ändern können nur die Mütter, indem sie ihren Jungs zeigen, wie Frauen behandelt werden müssen, ich wünsche es dem Land.