Rezension

Der Jemen hautnah mit seinen Licht- und Schattenseiten

Felsenmond - Jasmin Adam

Felsenmond
von Jasmin Adam

Bewertet mit 5 Sternen

Wunderschön und mitreißend geschrieben, für jeden, der dieses geheimnisvolle Land mit seinen Licht- und Schattenseiten und seine Bevölkerung näher kennenlernen möchte.

Cover:
Das Titelbild zeigt ein junges, verschleiertes Mädchen, das den Betrachter direkt anschaut. Eigentlich dient dieser Balto der Verschleierung des gesamten Gesichtes außer den Augen. Hier ist es so, als würde der Schleier ein wenig gelüftet und somit ist es ein passendes Symbol, denn es geht hier um junge Frauen im Jemen, die ein wenig ihren Schleier heben und uns in ihre Gefühls- und Alltagswelt blicken lassen.

Inhalt:
In diesem Roman geht es um 5 Mädchen, fast Frauen, die miteinander verwandt bzw. befreundet sind. Jede von ihnen versucht auf unterschiedliche Art und Weise mit dem Leben und den Traditionen zurechtzukommen. Oft ein schmaler Grat zwischen Tradition, Suche nach sich selbst und Suche nach Freiheit. In jedem Kapitel steht ein anderes Mädchen im Fokus, wobei sich immer wieder die Wege kreuzen und sich die Abschnitte, wie einzelne Puzzleteile, schließlich zu einer Gesamtgeschichte fügen.

Mein Eindruck:
Felsenmond ist kein klassischer Roman, der chronologisch eine Geschichte erzählt. Er setzt hintereinander einzelne Ausschnitte aus dem Leben der 5 Frauen, die sich nach und nach wie ein Mosaik zu einem ganzen zusammenfügen. Das baut automatisch einen Spannungsbogen auf. Man möchte am Ende eines Kapitels immer wissen, wie es mit der jeweiligen Frau weitergeht. Obwohl die Erzählperspektive in der dritten Person, nicht als Ich-Erzähler gewählt wurde, wird man mitgerissen, kann sich in jede der Frauen einfühlen und an ihren Empfindungen teilhaben. Dies liegt ganz klar auch am wundervoll gefühlvollen, teils sehr poetischen Sprachstil der Autorin. Mein besonderes Highlight bestand aus den beiden von ihr geschriebenen Gedichten über den Jemen, die an passender Stelle im Roman eingefügt wurden. An ihnen merkt man ganz besonders, wie sehr ihr der Jemen am Herzen liegt.

Die Geschichte wirkt sehr authentisch, man merkt, dass Frau Adam viele Jahre im Jemen gelebt und sich intensiv mit den Einheimischen dort unterhalten und mit ihrer Kultur auseinandergesetzt hat. Das Buch kommt mit Schilderungen aus, es urteilt nicht und das ist gut so. Als Leser hat man so die Gelegenheit, sich selber ausgiebig mit dem beschriebenen auseinanderzusetzen und sich eine eigene Meinung zu bilden. Obwohl das Buch die Sicht der Frauen in den Vordergrund stellt, erfährt man dabei auch nebenher etwas über die Werte und Ansichten des männlichen Bevölkerungsanteils. Aber es gibt nie nur Gut oder Böse, Schwarz  oder Weiß, sondern sehr viele Grautöne eingebunden in unterschiedliche Charaktere, was mir sehr gut gefallen hat.

Mich persönlich hat das Buch einfach direkt mitgerissen und fasziniert. Ich habe es in fast einem Rutsch gelesen und ich konnte daraus in mehrfacher Hinsicht Gewinn ziehen :

Der "Hauptgewinn" liegt für mich darin, dass ich den Jemen, von dem ich bis dato kaum was wusste, sehr intensiv kennenlernen durfte. Zum einen den Alltag mit seinen Sitten und Gebräuchen, die Landschaft, die wirklich sehr poetisch beschrieben wird, aber auch die Menschen, deren Gefühle ich hautnah miterleben konnte. Auch über den Islam und sein Wertesystem habe ich einiges mitgenommen, was mir vorher nicht so klar war. Der Roman hat mich zum einen gut unterhalten, da es immer sehr spannend war, wie es für die Mädchen wohl weitergeht, zum anderen aber auch viel zum Nachdenken und weiter Recherchieren angeregt. Ich hoffe, von der Autorin noch mehr über den Jemen, aber auch generell wieder lesen zu können.

Fazit:
Wunderschön und mitreißend geschriebe, für jeden, der dieses geheimnisvolle Land mit seinen Licht- und Schattenseiten und seine Bevölkerung näher kennenlernen möchte.