Rezension

Der Junge auf dem Berg - verstörend

Der Junge auf dem Berg
von John Boyne

Bewertet mit 4.5 Sternen

DER JUNGE AUF DEM BERG ist der neue Roman von JOHN BOYNE.

Er erzählt die Geschichte von Pierrot, der als Sohn einer Französin und eines Deutschen, der im 1. Weltkrieg gekämpft hat, in Paris aufwächst. Der Vater hat es psychisch nicht verkraftet, dass der Krieg für Deutschland verloren ging und äußert dies auch immer wieder vor Pierrot. Der versteht das ganze jedoch nicht.

Seine Kinderwelt ist rund,  sein bester Freund ist  der gehörlose, jüdische Nachbarjunge Anshel.  Sie unterhalten sich bestens in der Gebärdensprache. Pierrots glückliche Kindheit endet als  kurz hintereinander seine Eltern sterben und der 7jährige in ein Waisenhaus kommt.

Von dort holt ihn seine Tante Beatrix, eine Schwester seines verstorbenen Vaters, die er bis dahin noch nie gesehen hat, ab, da er künftig bei ihr leben soll. Sie ist arbeitet auf einem Berghof als Haushälterin. Ein ganz besonderer Berghof, es ist das Feriendomizil  von  Adolf Hitler auf dem Obersalzberg in Berchtesgaden.

Um ihn in Zeiten des Nationalsozialismus zu schützen, fordert Tante Beatrix Pierrot unter anderem auf, sich ab sofort nur noch PETER zu nennen, da alles Nichtdeutsche abgelehnt wird und ein französicher Vorname zu auffällig ist.  Der kleine Junge versteht es nicht, muss den Anweisungen jedoch Folge leisten.

Nach und nach beginnt sich eine Spirale der Wandlung seiner gesamten Weltanschauung zu drehen. Immer mehr und immer schneller verändert sich Peter durch die täglichen äußeren Einflüsse.

Schließlich kommt es zu einer Entscheidung, die nicht umkehrbar zu machen ist.

Und der betroffene Leser ist gleichzeitig  fassungsloser, stiller Zuschauer.

 Die Verführbarkeit der Jugend damals wie heute ein Thema, das aufrüttelt und verstört.

 

John Boyne gelingt es perfekt, die Entwicklung des kleinen schüchternen, liebenswerten Waisenjungen in einen herrschsüchtigen, machtgierigen jungen Mann  in Kriegszeiten unter direktem Einfluss von Hitler aufzuzeigen. Brutale Macht, Grausamkeit und Unterdrückung, Verrat, selbst bei Menschen, die es gut mit ihm meinen.

DER JUNGE IM GESTREIFTEN PYJAMA war der erste Roman von John Boyne, der mich absolut berührt hat. Die Handlung rund um ein Konzentrationslager.

Sein neuer Roman DER JUNGE AUF DEM BERG steht dem in nichts nach. Die Zeit vor und während des 2. Weltkrieges mit ihrer Verführbarkeit und Begeisterung der Jugend für den Nationalsozialismus, wird vom Autor gekonnt wiedergespiegelt.

John Boyne spricht eine Sprache, die für junge Leser, ich denke ab 12 Jahre, sehr gut verständlich ist. Aber auch jeder erwachsene Mensch sollte sich auf diesen Roman unbedingt einlassen.

Ein schwieriges Thema: fesselnd geschrieben; ein Thema: worüber Junge und Alte miteinander reden sollten; ein Thema: topaktuell, bedrückend real.

Mein Fazit: Unbedingt lesenswert!!