Rezension

Der Klappentext verrät zu viel

Kanderschlucht - Peter Beutler

Kanderschlucht
von Peter Beutler

Bewertet mit 3 Sternen

Ab 1950 werden im beschaulichen Berner Oberland mehrere Prostituierte ermordet. Da bei den Tatorten jeweils ein Militärfahrzeug beobachtet wurde, schliesst sich Michael Bärtschi von der Kantonspolizei mit dem Militärpolizisten Max Schmocker zusammen, um den Hintergründen auf die Spur zu gehen.

Die Geschichte wird in der dritten Person von einem allwissenden Beobachter erzählt, der die meiste Zeit auf Michael "Miggu" Bärtschi fokussiert, aber auch Max Schmocker und weitere Beteiligte begleitet. Sehr viel erfährt man über die Figuren allerdings nicht, der Schwerpunkt liegt klar auf dem Kriminalfall, das Privatleben und die inneren Vorgänge der Figuren spielen kaum eine Rolle. Während die Anzahl der Charaktere zu Beginn noch einigermassen übersichtlich ist, kommen im Laufe der Geschichte immer mehr Figuren dazu, sodass es schwer wird, den Überblick zu behalten. Für Nicht-Schweizer werden die vielen klassisch Schweizerischen und daher ungewohnten Namen ihr übriges tun, um den Leser zu verwirren. Mich als Schweizerin hat das natürlich nicht gestört, in Gegenteil, ich habe mich darüber amüsiert, meinen eigenen Nachnamen im Buch zu lesen ;-)

Während die beiden Krimis, die ich bisher von Peter Beutler gelesen habe ("Kristallhöhle" und "Kehrsatz") auf wahren Straftaten basierten, handelt es sich bei "Kanderschlucht" um eine fiktive Geschichte, die jedoch an tatsächliche Begebenheiten angelehnt wird. Leider verraten hier die Widmung des Autors sowie der Klappentext etwas zu viel, da schon vor der Lektüre klar wird, was die Hintergründe der Tat sein müssen. Das hätte sich der Autor wohl besser für das Nachwort aufgespart, da es mir doch einiges von der Spannung genommen hat. So ging es nur noch darum herauszufinden, wer hinter dem Ganzen steckt, und da ich keine wirkliche Verbindung zu den Figuren aufbauen konnte, war mir das mehr oder weniger egal.

Die Geschichte spielt in den 1950er Jahren, einer Zeit, in der meine Eltern bereits lebten. Und doch fand ich es erschreckend, wie altertümlich es damals zu und her ging. Wer als unverheiratete Person Geschlechtsverkehr hatte, konnte verhaftet werden, mit einem Offizier per Du zu sein war eine grosse Ehre und wenn man Hilfe eines Polizisten benötigte, so musste man besonders freundlich und unterwürfig sein, da der Beamte ansonsten vielleicht keine Lust verspürte, seine Arbeit zu tun, ohne dass man etwas dagegen tun konnte. Wie froh bin ich, dass ich heute lebe und nicht vor 65 Jahren!

Auch in "Kanderschlucht" ist der Schreibstil des Autors Peter Beutler nüchtern, geradezu protokollartig gehalten. Peter Beutler verwendet viele Schweizer Ausdrücke und Ortsbezeichnungen, die am Ende des Buches in einem Glossar übersetzt werden.
 

Mein Fazit

Der Klappentext verrät zu viel und dämpft die Spannung stark