Rezension

Der Klappentext weckt völlig falsche Erwartungen

Nachtkiller - Simon Kernick

Nachtkiller
von Simon Kernick

Nachtkiller ist eines dieser Bücher, bei denen ich mich frage, ob derjenige, der den Klappentext geschrieben hat, das Buch überhaupt gelesen hat. Ja, Jane Kinnear beobachtet, wie ein Killer ihren Geliebten und dessen Ehefrau tötet. Und bei ihrer Flucht sieht sie dem Killer sogar direkt ins Gesicht, was für die Polizei Grund genug ist, sie in ein Safehouse zu bringen, denn sie ist die einzige Augenzeugin. Danach spielt Jane allerdings kaum mehr eine Rolle, sie bekommt nur immer mal ein paar Seiten, in denen sie in Erscheinung treten darf. Dazu kommen immer mal wieder Sprünge in die Vergangenheit, die dann doch von Jane erzählen und wie sie in so etwas hineingeraten konnte.

Jane Kinnear ist nicht, wie der Klappentext vermuten lässt, die Protagonistin des Buches. Das ist vielmehr der ermittlende Polizist Ray. Was an sich ja nicht so schlimm wäre, wenn sich die Geschichte nicht so furchtbar ziehen würde. Geschrieben ist die Geschichte nämlich eigentlich ganz gut. Nachtkiller ist leider schon wieder ein Buch, bei dem ich mich frage, womit die Bezeichnung "Thriller" gerechtfertigt wird, denn von Thrill fehlt hier jede Spur. Es ist vielmehr ein recht langweiliger Geheimdienst-Kriminalroman.

Tatsächlich geht es nämlich gar nicht um Jane und ihre Geheimnisse, sondern um islamistische Terroristen, die wohl einen Anschlag planen, welchen Ray und sein Team zu verhindern versuchen. Nach 250 Seiten sind Jane und Ray noch nicht einmal aufeinandergetroffen, obwohl sie wohl eine wichtige Zeugin ist. Stattdessen werden illegale Waffenhändler und ähnlich sympathische Gesellen verhört.

Tatsache ist: hätte auf dem Klappentext gestanden, dass es hier um Terrorismus geht und dass die Polizeiarbeit im Vordergrund steht, hätte ich mir das Buch nicht gekauft. Was mich eigentlich interessiert hat, nämlich die Wahrheit um Jane und ihre Geheimnisse, die psychologisch-persönliche Eebene, spielt hier kaum eine Rolle. So wurden völlig falsche Erwartungen geweckt, die das Buch einfach nicht erfüllen kann, was mich dazu gebracht, nach 250 Seiten abzubrechen.

(c) Books and Biscuit