Rezension

Der Krieg verändert einiges

Der Sommer der Freiheit - Heidi Rehn

Der Sommer der Freiheit
von Heidi Rehn

Bewertet mit 4 Sternen

1913 -  Die Welt ist Anfang des 20. Jahrhunderts noch in Ordnung. Selma, Tochter einer angesehenen Zeitungsverlegerfamilie aus Bonn ist wie jedes Jahr mit ihrer gesamten Familie in Baden-Baden um die Sommerfrische zu geniessen. Mit ihrem Vater, den Abgeordneten, ihrer Mutter, dem Bruder, der gerade die Bestätigung für seine Pilotenausbildung erhalten hat und ihrer Großmutter, die heimlich unter einem Pseudonym Geschichten in Zeitschriften veröffentlicht. Sie alle geniessen den Sommer 1913 sowie das elegante Ambiente in Baden-Baden. 

Selma allerdings wartet ungeduldig auf ihren Verlobten Gero, der Anwalt in Berlin ist. Selma hat gerade ihren Führerschein gemacht und der ausbleibende Gero sendet ihr sein Auto als Ersatz. Aus Langeweile und Ungeduld getrieben unternimmt Selma mit ihren Bruder einige Ausflüge in die nähere Umgebung und lernt so ihre neue Freundin Constanze kennen. Bei weiteren Ausflügen mit ihrer neuen Freundin kommt es auch zu einer Begegnung mit dem französischen Fotografen Robert und schon bald ist dieser neue Freund ein Feind ihres Vaterlandes. Welchen Weg werden Selma, Constanze, Gero und auch Robert in Zeiten des ersten Weltkriegs gehen?

Es scheint in diesem Jahr sehr viele historische Romane zum Thema des Ausbruchs und den Verlauf des 1. Weltkriegs zu geben. Das ist durchaus nicht verwunderlich schreiben wir doch das Jahr 2014. Erst hundert Jahre sind seit diesem Ereignis, diesem Teil der deutschen Geschichte vergangen.

Dieser Roman von Heidi Rehn beginnt bereits vor den endgültigen Ausbruch des Kriegs und zeigt auf wie unbeschwert der Sommer 1913 noch gewesen sein muss. Die Bevölkerung rechnete nicht mit dem Schlimmsten, denn ein Ausbruch des Krieges war für sie unvorstellbar. 

Immer wieder kann ich in historischen Aufzeichnungen lesen, dass die Deutschen wirklich ganz fest glaubten es würde nur ein kurzer Krieg. Heute wissen wir wie sehr sie sich damals getäuscht haben. Viele Menschen mussten unnötig sterben und ich hatte beim Lesen das Gefühl die Resignation und Frustration der Soldaten und der Bevölkerung auch zu spüren. Die Autorin transportiert sehr anschaulich wie zunehmend frustrierend der Kampf in jedem weiteren Kriegsjahr gewesen sein muss.

Selma und Constanze sind starke Frauen in einer Zeit des Kampfes und des Umschwungs. Sie haben im Lauf der Geschichte meine Sympathie gewonnen, aber nicht immer konnte ich all ihre Entscheidungen nachvollziehen, dass könnte natürlich daran liegen, dass ich nicht alle Konventionen dieser Zeit so wirklich verstehen kann bzw. will.

Insgesamt war die Geschichte von Heidi Rehn sehr ansprechend, interessant und auch sehr unterhaltsam. Leider haben mich aber einige Zeitsprünge ein wenig gestört. Aus diesem Grund kann ich leider nicht die volle Punktzahl geben. Somit gebe ich 8 von 10 Punkte und eine Leseempfehlung für Freunde von historischen Romanen.

© claude