Rezension

Der Kuss der Lüge

Die Chroniken der Verbliebenen - Der Kuss der Lüge - Mary E. Pearson

Die Chroniken der Verbliebenen - Der Kuss der Lüge
von Mary E. Pearson

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der fantastische Jugendroman „Der Kuss der Lüge – Die Chroniken der Verbliebenen“ aus der Feder von Mary E. Pearson ist der Auftakt einer geplanten Trilogie, welcher bereits in Amerika große Wellen geschlagen hat. Und auch hier in Deutschland ist dieses Buch in bestimmten Kreisen recht populär, sodass ich mir gerne meine eigene Meinung bilden wollte.

 

Inhaltsangabe (Quellenangabe: Klappentext):

Lia ist die älteste Tochter im Königshaus Morrighan. Gerade mal 17 Jahre alt, soll sie mit einem Prinzen verheiratet werden, den sie noch nie in ihrem Leben gesehen hat. Doch die Prinzessin entscheidet sich, ihr bisheriges Leben hinter sich zu lassen. Sie flieht und heuert weit entfernt von zu Hause in einer Taverne an. Dort lernt sie zwei Männer kennen, die sofort ihre Aufmerksamkeit erregen. Was sie nicht weiß: Beide sind auf der Suche nach ihr. Einer wurde ausgesandt, um die Königstochter zu töten. Und der andere ist ausgerechnet jener Prinz, den sie heiraten sollte. Schnell fühlt sich Lia zu beiden hingezogen...

 

Zuerst möchte ich die Gestaltung des Buches loben. Die Karte fand ich gut umgesetzt, durch die Figuren am Rand der Karte wirkte diese aufgelockerter. Auch empfand ich sie als hilfreich, gerne habe ich sie während des Lesens zurate gezogen, um mich zu orientieren, wo denn die erwähnten Reiche und Städte liegen.

Den Schreibstil von Mary E. Pearson empfand ich als sehr angenehm. Das Buch hat sich flüssig und rasant lesen lassen, auch schreibt die Autorin recht bildhaft. Ich konnte mir die einzelnen Personen und auch die Örtlichkeiten gut vorstellen. Auch die drei unterschiedlichen Erzählperspektiven haben mir gut gefallen. Diese sind jeweils mit der Prinzessin Lia, Prinz oder Attentäter betitelt. Dadurch kann man als Leser miträtseln, wer von Kaden und Rafe der Prinz und wer der Attentäter ist. Man erhält durch die drei Perspektiven interessante Einblicke in die drei Protagonisten und diese Erzählweise bringt zusätzliche Spannung in das Buch. Besonders hat mir auch die interessante und vielseitige Welt gefallen. Positiv möchte ich hervorheben, dass wir als Leser schon einiges über diese fantastische Welt erfahren. Bereits im ersten Teil der Trilogie erhält man einen Einblick in die verschiedenen Lebensbereiche der Bevölkerung wie zum Beispiel den Glauben oder auch die Kultur. Auch einen Einblick in die Vergangenheit und die Geschichte der Völker wird einem gewährt, was mir sehr gefallen hat. Ich hatte das Gefühl, dass sich die Autorin gut in ihrer erfundenen Welt auskennt und den Leser auch daran teilhaben lassen möchte.

Auf den ersten Seiten erfolgt ein direkter Einstieg in die Geschichte und ich bin auch gut in diese reingekommen. Man erfährt, dass die Prinzessin, die Lia genannt wird, jedoch einen königlicheren umfangreicheren Namen besitzt, verheiratet werden soll. Diesen Prinzen kennt sie jedoch nicht, hat ihn noch nie gesehen. Die beiden sollen heiraten, um den Frieden zu bewahren und die beiden Reiche zu sichern. Kurz vor der Hochzeit flieht Lia mit ihrer Bediensteten und Freundin namens Pauline. Diese ersten Seiten lassen sich wirklich zügig lesen, die geplante Flucht und schließlich auch dessen Umsetzung ist vielseitig umgesetzt wurden und spannend erzählt. Die beiden fliehen in das Heimatland von Pauline und kommen bei einer damaligen Freundin unter, die eine Taverne besitzt. Die beiden arbeiten für den Unterhalt und erfreuen sich am einfachen Leben. Ich finde, dass sich ab dieser stelle sich das Buch manchmal etwas zieht. Der Mittelteil ist leider nicht mehr so spannend wie der Einstieg in das Buch, die Spannungskurve flaut ab, Man erfährt, wie sich das alltägliche Leben in einer Taverne gestaltet und welche Aufgaben die beiden erfüllen, natürlich auch wie sie ihr privates Leben fernab der Taverne gestalten. Diesen Mittelteil hätte man durchaus etwas straffen können, das hätte dem Buch ein bisschen mehr Schwung verschafft. Es passiert inhaltlich leider nicht wirklich viel und auch kleine alltägliche Situationen werden teilweise umfangreich beschrieben, sodass es nicht ausbleibt, dass ein Spannungsabbruch erfolgt.

Eigentlich hat dieses Buch interessante Protagonisten, die einen durchaus in seinen Bann ziehen könnten. Eine Prinzessin, welche kurz vor ihrer eigenen Hochzeit flieht. Sie möchte ihr eigenes Leben selbstständig führen und wegen ihrer Selbstwillen geliebt werden. Sie erfreut sich am einfachen Leben und genießt es, ein alltägliches Leben zu haben, auch wenn die Eingewöhnung daran nicht immer reibungslos verläuft. Aber teilweise merkt man Lia an, dass sie wohlbehütet in einem Schloss aufgewachsen ist. Schließlich ist sie auf der Flucht und muss sich eigentlich verstecken, darf ihre Identität nicht preisgeben. Dennoch freundet sie sich sofort mit zwei gutaussehenden jungen Männern an und erzählt diesen einiges, was ein normales Bauernmädchen aus einem einfachen Dorf eigentlich nicht könnte oder wissen könnte. In dieser Hinsicht war mir Lia viel zu naiv und unvorsichtig – eigentlich müsste sie doch wissen, was auf dem Spiel steht, schließlich hat ihr eigener Vater Soldaten ausgeschickt, um sie zu suchen. Ihr sorgloser Umgang mit Rafe und Kaden war für mich einfach nicht nachvollziehbar. Aber auch die männlichen Protagonisten sind vielseitig und durchaus interessant gestaltet. Irgendwie kann man beide in sein Herz schließen. Wobei mir leider immer noch nicht klar ist, warum ein Attentäter sein Opfer nicht sofort erledigt. Stattdessen freundet er sich erst mit ihr an und will sie anschließend sogar beschützen. Man erfährt erst im späteren Teil der Geschichte, wer der Prinz und wer der Attentäter ist. Jedoch kann ein aufmerksamer Leser dies relativ schnell erraten und auch meine Ahnung hatte sich bewahrheitet. Dennoch hat es mir Spaß gemacht, das Geschehen zu verfolgen und zu überlegen, wer welche Position innehat.

Die letzten hundert Seiten konnten die Spannung dann nochmal steigern. Diese haben mir bedeutend besser gefallen als der Mittelteil und konnten mich dann wieder von diesem Werk überzeugen. Man erhält nochmal einen besseren Einblick in die jeweiligen Charaktere und kann sie zumindest teilweise ein bisschen besser verstehen. Auch die finalen Seiten waren spannend, sodass ich nun zu gerne wissen möchte, wie es mit Lia, Kaden und Rafe weitergehen wird.

Leider fand ich, dass die Romanze oder auch die Tändelei zwischen den drei Protagonisten zu viel Raum eingenommen hat. Ich hätte mir manchmal gewünscht, dass der Schwerpunkt nicht ausschließlich auf der Liebesgeschichte liegen würde. Schade fand ich auch, dass dieses Buch wenige fantastische Elemente vorzuweisen hat. Angeblich hat Lia die Gabe, auch ein paar Andeutungen werden gemacht. Ein paar Erzählungen über die Vergangenheit und über dessen Magie sind ebenfalls vorhanden, weitere Magie findet man leider nicht in diesem Buch.

 

Insgesamt war „Der Kuss der Lüge – Die Chroniken der Verbliebenen“ von Mary E. Pearson ein Wechselbad der Gefühle für mich. Ein toller Einstieg und ein tolles Ende, leider konnte mich der Mittelteil nicht überzeugen. Daher kann ich leider nur 3,5 Sterne vergeben. Dennoch bin ich gespannt, wie die Geschichte weitergehen wird.