Rezension

Der perfekte Ort zum Sterben

SUICIDE FOREST (Die beängstigendsten Orte der Welt) - Jeremy Bates

SUICIDE FOREST (Die beängstigendsten Orte der Welt)
von Jeremy Bates

Bewertet mit 4 Sternen

Der junge Ethan und seine Freundin Mel wollen gemeinsam mit ein paar Freunden den in der Nähe Tokyos gelegenen Mt. Fuji besteigen. Ein drohendes Unwetter verzögert das Vorhaben jedoch. Sie treffen auf ein junges Paar, das vorschlägt stattdessen im Aokigahara Jukai zu zelten. Der sogenannte "Selbstmordwald" ist berüchtigt und die jungen Leute sind fasziniert von der Vorstellung, eine Nacht dort zu verbringen. Und so betreten sie den gespenstig wirkenden, undurchdringlichen Wald, in dem es beängstigend totenstill ist und das Licht den Boden kaum erreicht. Doch schon bald geschieht etwas Schreckliches und der harmlose Abenteuerausflug wird zum tödlichen Überlebenskampf.

Leseeindruck

Der Aokigahara Jukai ("Baummeer") als real existierender Ort bildet einen optimalen Schauplatz für die Geschichte. Jährlich bergen die Behörden dort mehr als einhundert Tote in unterschiedlichem Zustand der Verwesung. Selbstmordopfer, die überwiegend erhängt an den Bäumen gefunden werden, und deren Habseligkeiten verschimmelt und verlassen den Waldboden bedecken. Zahlreiche bunte Bänder kennzeichnen vermeintliche Wege, die Geister der Toten gehen angeblich um und viele der Lebenden, die den Wald betreten, kehren niemals zurück.
"Suicide Forest" ist der erste in sich abgeschlossene Band einer bisher im Original veröffentlichten vierteiligen Reihe rund um die beängstigendsten Orte der Welt. Doch die Wahl des außergewöhnlichen Handlungsschauplatzes ist nicht das Einzige, was dieses Buch lesenwert macht. So hat der mehrfach ausgezeichnete Autor Jeremy Bates auch einen äußerst ansprechenden Schreibstil und weiß eine fesselnde Geschichte mit etlichen Wendungen spannend und atmosphärisch zu erzählen.

Von Anfang an spielt Bates mit dem Leser, lässt ihn Mutmaßungen anstellen und oft auch im sprichwörtlichem Dunkeln tappen. Geschickt verwebt er Mythen, Legenden und Fiktion rund um den realen Selbstmordwald miteinander. Die Beschreibung des Waldes, die erzeugte Stimmung und das Geschehen selbst sind eindrücklich und teilweise intensiv, was den Lesegenuß nachhaltig erhöht. Dabei lässt er sich oft Zeit damit, die Charaktere und Handlung aufzubauen. Dann wieder folgen Action und Nervenkitzel Schlag auf Schlag. So findet er genau den richtigen Ton, um die Spannung konstant aufrecht zu erhalten und so zum Weiterlesen zu animieren.

Die sehr unterschiedlichen Figuren entwickeln sich im Handlungsverlauf kontinuierlich. Besonders dem Protagonisten Ethan, aus dessen Perspektive wir das Geschehen miterleben, kommt man sehr nah. In gedanklichen Rückblenden (Flashbacks) erfahren wir mehr über seine Vergangenheit, seine Handlungsmotive und seine Einstellung zum Leben selbst. Sein Denken und Fühlen nimmt einen Großteil der Geschichte ein, prägt die ruhigen Töne in diesem Roman ohne langweilig zu sein. Auch alle anderen Charaktere machen eine Entwicklung durch – die einen mehr, die anderen weniger. Das bringt eine interessante Dynamik (besonders bei der Interaktion untereinander) ein. Und so ist "Suicide Forest" keine schlichte Horrorstory ohne Tiefgang. Allenfalls könnte man die aus meiner Sicht hin und wieder unlogische Handlungsweise der Figuren kritisieren.

Insgesamt bietet "Suicide Forest" spannende und kurzweilige Unterhaltung, die durch die Kombination von Fiktion und realem Setting sowie mit Gänsehautmomenten und Ekelmomenten zu überzeugen weiß. Ein Pageturner eben. Auf die weiteren Teile der Reihe bin ich definitiv sehr gespannt.

Fazit

Dieses Buch ist ein fesselnder, spannender, kurzweiliger und voller überraschender Wendungen steckender Trip, der alles andere als ein gemütlicher Campingausflug in den Wald ist. Ein schauriges Lesevergnügen.