Rezension

Der Pfau hasst Blau

Der Pfau - Isabel Bogdan

Der Pfau
von Isabel Bogdan

Bewertet mit 5 Sternen

Schon lange hat mich ein Buch nicht mehr so amüsiert wie dieses. Wenn er nicht so lang wäre: „Denn erstens kommt es anders und zweitens als man denkt“ hätte auch als Titel für diesen Roman herhalten können.

Ja, diese Geschichte ist eine Aneinanderreihung von Missverständnissen und alle basieren letztlich darauf, dass jede der handelnden Figuren jeweils nur das ihr gerade bekannte und sichtbar gewordene Detail betrachtet und ihm seine eigenen Interpretation beifügt, weil die Zusammenhänge, die ganz schnell Klarheit schaffen könnten, einzig dem Leser vorbehalten bleiben. Und das ist die Geschichte: Lord und Lady McIntosh besitzen ein größeres Anwesen in Schottland, dessen Unterhaltung regelmäßig viel Geld verschlingt. So hat das Ehepaar ein paar Cottages zu Feriendomizilen aus- und umgebaut, um so weitere Einnahmequellen zu haben. Auf dem Grundstück gibt es zur eigenen Erbauung und derer der Gäste ein paar Pfauen, die doch, so der Lord, wirklich schön anzusehen sind. Leider hat einer dieser Pfauen eine ausgeprägte Macke entwickelt, er reagiert mit geradezu zerstörerischer Wut auf alles Blaue, das sich ihm in den Weg stellt. Nun erwarten die McIntosh über das Wochenende eine Gruppe von Bankern, die dort ein Seminar zur besseren Teambildung absolvieren sollen. Neben der Teamleiterin und ihren Mitarbeitern reisen eine Psychologin und vor allem auch eine eigene Köchin mit an. Und  es passiert sehr viel Unvorhergesehenes. Ein plötzlicher Wintereinbruch und in der Folge eine ernsthafte Erkältung der Vorgesetzten verhindern den Ablauf des Wochenendes gemäß dem vorhandenen Plan. Und die Vorgesetzte ist ausgerechnet mit einem metallicblau lackierten Auto angereist. Natürlich attackiert der Pfau dieses Auto auf das Übelste und natürlich versuchen die Gastgeber dieses Malheur so lange wie möglich zu vertuschen. Der Pfau verliert in der Folge dieses erneuten  Angriffes sein Leben …..
Anfangs läuft das Seminar sehr schlecht an, erst als die Chefin wegen ihrer Erkältung ans Bett gefesselt ist, fangen die Mitarbeiter an, ihre Aufgaben anzugehen und das sogar mit Erfolg. Von der eigenen Köchin werden sie gut versorgt, einzig die Tatsache, das der Aufenthalt wegen des Wettern länger dauern wird, macht der Köchin Kopfzerbrechen. So ist sie gar nicht unglücklich darüber, dass ihr der Zufall ein Stück Fleisch in die Hände spielt, mit dem sie am letzten Abend des Aufenthalts eine große Überraschung plant. Doch dazu sind zuvor allerlei Heimlichkeiten vonnöten und sie hat immer wieder Mühe, dass niemand seine Blicke zu tief in die Speisekammer wirft. Eigentlich gelingt in diesen Tagen allen alles. Der Lord kann den toten Pfau verheimlichen, die Banker werden nach ihrer Rückkehr besser zusammenarbeiten als vor diesem Wochenende und die Köchin serviert trotz aller Widrigkeiten ein delikates Essen am letzten Abend. Ende gut, alles gut möchte man meinen.  Aber, wie eingangs erwähnt,  weiß man als Leser ja mehr als die Beteiligten und so kann diese Geschichte an dieser noch nicht zu Ende sein. Ist sie auch nicht. Es folgt ein abschließendes Kapitel einige Wochen später und hier schließt sich der Kreis. Zumindest eine Person versteht jetzt die Zusammenhänge. 

Schon lange habe ich mich nicht mehr so sehr amüsiert bei einem Búch, Der Humor ist "very british" und von der Autorin teilweise mit sehr spitzer Feder formuliert. Ein kleiner Geniestreich in Sprache und Inhalt. Viel Spaß bei der Lektüre.

 

 

 

 

 

 

Kommentare

Arbutus kommentierte am 12. Juli 2016 um 12:32

Die fünf Sterne sind verdient. Aber diese Rezi ohne Spoilerwarnung zu posten, ist dennoch nicht ganz fair. 

Naibenak kommentierte am 12. Juli 2016 um 12:41

Oh danke, Arbutus! Genau das wollte ich auch gerade anmerken. Ein bisschen zu viel wird hier verraten!!! Schade.

wandagreen kommentierte am 12. Juli 2016 um 13:25

Vllt hat Ilona die Spoilerfunktion ÜBERSEHEN! Dann helfen wir ihr auf die Sprünge.

Hallo Ilona, es gibt hier eine Spoilerfunktion. Bitte NUTZE sie. Das gehört nämlich mit zur Netiquette. Du kannst Maren anschreiben, damit sie sie nachträglich einfügt. Danke. Nun lesen hier nicht viele Leute die Rezis. Aber denke bitte daran, so eine Spoilerrezi nicht bei Amazon einzustellen ;-).