Rezension

Der Ruf der Karten

Des Teufels Gebetbuch - Markus Heitz

Des Teufels Gebetbuch
von Markus Heitz

Bewertet mit 4 Sternen

Ein ehemaliger Profi Pokerspieler, der sich nicht an alle seine Erlebnisse , Bekannten und gelernten Fähigkeiten erinnern kann und in den Bann einer mysteriösen historischen Karte gerät. 

Eine trauernde Witwe mit schamanischen Hintergrund, die den Schuldigen am Tod ihres Mannes sucht. Und ein altes Kartenspiel, dessen Karten auf der ganzen Welt verstreut sind und die alle einzeln schon gefährlich sind. Sie rufen nach einen neuen Herrn. 
Hinzu kommt ein neues Spiel „Superieur“, welches mit den historischen regeln gespielt wird – Pik Ass bringt den Tod !

Was erwartet uns da ? 

Ja was habe ich bei diesem Urban – Mystery – Thriller von Markus Heitz erwartet ? 
Auf jeden Fall ein Buch voller Mysterien um die Karten, welches ich auch bekam. Beim Lesen dachte ich das ein oder andere Mal die Karten wirklich singen zu hören. Markus Heitz schafft es in einer ganz normalen Welt etwas so Dunkles und durch und durch Böses einzufügen, welches die Menschen beeinflussen kann. Klar, ein Kartenspiel an sich kann schön böse sein – Suchtgefahr und Missgunst. Aber dann auch noch mit historischen Regeln und um solche Karten. Da wird es das ein oder andere Mal schon sehr blutig im Buch (laut Markus Heitz auf der Lesung, aber nicht sein Rekord, obwohl es schon sehr viele Tote sind). 

Tadeus Boch als Charakter war interessant aufgebaut. Durch seine nicht so ganz klare Vergangenheit, gab es einige witzige Situationen, doch war es das auch leider fast schon mit dem Witz in dem Buch, von dem ich dank „Aera- Rückkehr der Götter“ und den Lesungen von Markus Heitz doch mehr erwartet habe. Tadeus ist um die 50 Jahre alt, hat aber dank eines Selbstverteidigungs Kurses einige kämpferische Tricks drauf. Auch wenn ab und an was zwickt. 

Bei Hyun Poe, der trauernden Witwe, brauchte ich dann doch etwas länger um mit ihr warm zu werden. Doch bildet sie einen guten Gegenpol zu Boch und ist eine gute Hilfe auf der Jagd um die Karten. 

Neben der aktuellen Zeit und die Jagd auf den Karten, die uns kurzzeitig auch immer gerne zu anderen Erzählern und Figuren führt, werden wir mit zur Entstehung des Kartenspiels genommen und welche Geschehnisse dahinter stecken. Gerade in diesem Teil der Geschichte merkt man, dass der Autor Markus Heitz sich gut und gerne mit Geschichte befasst. Wer „Faust“ und ein paar Geschichten um Goethe kennt, wird hier einiges wiedererkennen. Und auch die Geschichte von Kartenspielen im allgemeinen und dessen Verbot, wird hier gut mit eingebaut.

Markus Heitz langweilt uns nicht mit historischen Fakten, schafft es aber trotzdem gut Infos mit reinzubringen. Wer sich mehr dafür interessiert, kann sich im knapp 40 Seiten Anhang drüber informieren. 

Mit seinen über 600 Seiten ist das Buch kein Lesehäppchen für nebenbei. Doch trotz der Länge schafft Markus Heitz, mit seiner düsteren Atmosphäre um die Karten und der Jagd von mehreren Parteien auf diese, einen spannenden Wettlauf um die Macht der Karten. Verschiedene Erzählerperspektiven verschärfen diesen Eindruck noch. Doch leider fehlt mir hier noch ein wenig (schwarzer) Humor / Ironie oder Sarkasmus, eben das, was man von Markus Heitz erlebt, wenn man ihn live sieht oder auch schon in „Aera“ viel hatte.