Rezension

Der Sommer der Freundschaft

Tschick - Wolfgang Herrndorf

Tschick
von Wolfgang Herrndorf

Bewertet mit 4 Sternen

Über den Inhalt von Tschick brauche ich nicht mehr viel zu sagen oder? Zwei Jungs, die sich zunächst nicht unbedingt Freunde nennen würden, fahren mit einem geklauten Lada durch die ostdeutsche Provinz, wobei sie sehr skurrilen Typen begegnen.

Was mir als erstes auffiel und mich über die gesamte Lektüre hin begeisterte, war der jugendliche Sprachstil mit dem Wolfgang Herrndorf Maik erzählen lässt. Das wirkte höchst authentisch, wie der Autor den Jugendlichen „aufs Maul geschaut“ hat.
Maik und Tschick sind auf der Suche nach Freundschaft, nach Halt und Gemeinschaft. Sie finden dies bei einander auf ihrer Fahrt. Maik findet in der Ausreißerin Isa jemand, der ihn wirklich anzieht und fasziniert und er erlebt ein richtiges erstes Verliebtsein, so ganz anders als seine Schwärmerei für Klassenkameradin Tatjana Cosic.
Der Roman bietet lustige, traurige und viele zum Nachdenken anregende Momente, vor allem der Blick auf die Erwachsenenwelt aus der Sicht der Jugendlichen.
Ihre Fahrt an sich hätte für mich ruhig noch etwas wilder und abenteuerlicher sein können.
Irgendwie war mir das zu zahm, zu wenig roadmovie, zu „deutsch“.
Die Menschen, denen Maik und Tschick begegnen, kamen mir meistens zu überzeichnet, zu skurril daher. Ich glaube kaum, dass man sie im realen Leben antreffen würde.

Einen wirklichen Wendepunkt für Maik und Tschick konnte ich auch nicht erkennen. Am Ende ist Maik zwar nicht mehr der Nobody in der Klasse, sondern alle wollen von seinem Abenteuer erfahren, auch Tatjana. Für Tschick geht die Sache nicht so gut aus, er war von Anfang an ja auch der Benachteiligte. Ist das nun ein happy end oder nicht? Zumindest „happier“ als ich erwartet habe.
Trotzdem kann ich den Roman für Erwachsene und Jugendliche gleichermaßen empfehlen. Ein gutes Stück neuer deutscher Literatur!