Rezension

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Der Stein des Anstoßes

Nur einen Horizont entfernt
von Lori Nelson Spielman

Bewertet mit 5 Sternen

Mit zittrigen Fingern öffnet die TV-Moderatorin Hannah Farr einen Brief. Der Absender ist eine ehemalige Schulfreundin, die sie jahrelang gemobbt hat. Die Frau bittet sie nun um Vergebung. Dem Brief beigelegt sind zwei kleine runde Steine und eine Anleitung. Einen Stein soll sie als Zeichen dafür zurücksenden, dass sie ihrer früheren Klassenkameradin vergibt. Den anderen soll sie an jemanden schicken, den sie selbst um Verzeihung bitten möchte. Hannah weiß sofort, wer das sein könnte: ihre Mutter. Aber soll sie wirklich zurück zu den schmerzhaften Ereignissen von damals und die Auseinandersetzung mit dem Menschen suchen, der sie am besten kennt? Denn Hannah hat etwas getan, das das Leben ihrer Mutter für immer verändert hat …

Ich habe ein bisschen gebraucht, bis ich in den Roman hinein gefunden habe. Als ich dann aber drin war, hat mich diese Story nicht mehr losgelassen.

Lori Nelson Spielman hat hier ein Buch über das Verzeihen und Vergessen geschrieben, und wie schwer es ist, jahrelang mit einer Schuld zu leben. Alles beginnt mit einem Beutel , indem sich 2 Steine befinden. Alleine die Symbolik der Steine finde ich großartig. Wir kennen doch alle die Redewendungen: Der Stein des Anstoßes, den Stein ins Rollen bringen, eine Mauer aus Steinen errichten. Daher mag ich die Idee mit den Steinen so gerne, einfach, aber genial.

Der Stein ist in diesem Roman auch erst der erste Schritt, danach passieren eine Reihe von Dingen, die einem wirklich unter die Haut gehen. Es wird gezeigt, dass es oft nicht immer leicht ist, anderen zu verzeihen, zu vergessen, oder sich selbst zu verzeihen. Oft ist es nach Jahren sogar schwer, noch zu erkennen, was jetzt objektive Wahrheit ist, und was ich zu meiner eigenen Wahrheit gemacht habe.

Sicherlich werden einige aufschreien, dass es ein kitschiger Roman ist, indem man das Ende vorhersehen kann. Aber darum geht es gar nicht in erster Linie, wir haben hier ein Buch, aus dem man etwas mitnehmen kann, man kann selbst über sein Verhalten nachdenken, vielleicht sogar regt es uns dazu an, etwas zu verändern, wenn uns etwas belastet. "Nur einen Horizont entfernt" , ist voll an Symbolik, an kleinen besonderen Denkanstößen.

Die Figuren sind liebevoll ausgearbeitet und sie entwickeln sich, was mir immer sehr wichtig ist. Besonders gerne mochte ich Dorothy, eine blinde ältere Dame, die mit Hannah sehr gut befreundet ist. Sie scheint so weise und ist letztendlich dafür verantwortlich, dass Hannah anfängt, über ihre Vergangenheit nachzudenken. Solche Menschen braucht man im Leben.

Was ich auch noch besonders schön finde, ist, dass hier auch gezeigt wird, dass nicht alles schwarz oder weiß ist im Leben, es gibt nun mal auch Graustufen. Wir bekommen nicht auf alles eine eindeutige Antwort, damit müssen wir leben lernen, und wir müssen Entscheidungen treffen, die uns richtig erscheinen.

Ich mochte die Sprache sehr gerne und konnte mich fallen lassen, sie ist einfach und flüssig und sehr bewegend geschrieben.

Bei mir sind es volle 5 Sterne und ein Buch, was mich in meinem weiteren Leben begleiten wird.

Vielen Dank dafür, dass sind die besonderen Momente, in denen man weiß, warum man liest.