Rezension

Der Stoff aus dem die Träume sind

Das Leben ist ein Seidenkleid - Tanja Wekwerth

Das Leben ist ein Seidenkleid
von Tanja Wekwerth

Bewertet mit 4 Sternen

~~Maja ist eine liebenswerte, aber einsame junge Frau. Sie arbeitet in einem Kaufhaus und leidet, wenn sie sieht, wie ihre Chefin, die nur auf Provisionen aus ist, den Frauen unpassende Kleidungsstücke aufschwatzt. In ihren Träumen sieht sie sich umgeben von Stoffen und Schnitten und zaubert daraus die schönsten Stücke für ihr eigenes Geschäft. Aber es scheint beim Träumen zu bleiben, nur für sich selbst näht sie, der Mut sich zu verwirklichen, fehlt ihr.
Um ihr Verkäuferinnengehalt etwas aufzustocken, fährt sie für einen Bekannten „Essen auf Rädern“ aus. Die Seniorinnen und Senioren schließt sie gleich in ihr großes Herz, hilft bei kleinen Erledigungen und hat immer Zeit für einen kleinen Plausch. So lernt sie auch Leo kennen, der ihr ein großväterlicher Freund wird. Außerdem trifft sie auch seinen Enkel, der – ganz gegen ihren Willen – ihr Herz zum Stolpern bringt. Leos verstorbene Frau war auch eine begnadete Schneiderin und er hat jedes ihrer Kleider und jedes Schnittmuster aufgehoben. Diesen Schatz zeigt er Maja…..
Tanja Wekwerth hat ein modernes Großstadtmärchen geschrieben. Das Buch zielt unmittelbar auf die Emotionen der Leserinnen. Es ist ein Roman, der für einige Stunden Zeit und Raum vergessen lässt. Mir ist es jedenfalls so gegangen. Mit Maja hat sie eine Protagonistin gefunden, die man sofort ins Herz schließen muss. Es ist eine ganz zeitlose Geschichte, die Gegenwart muss draußen bleiben. Ihre Figuren sind nicht unbedingt lebensecht und lebensfähig. Es gibt die Guten und Bösen und die Trennlinie verläuft ganz klar. Aber so ist das eben in Märchen.
Wekwerth schreibt unterhaltsam und locker, viele Szenen sind rührend, andere wieder ganz witzig. Auch wenn „ Das Leben ist ein Seidenkleid“ was Charme und Esprit angeht, nicht ganz an den Vorgängerband anknüpfen kann, ist das Lesen ein Vergnügen. Wer sich von Mode zum Träumen verführen lassen kann und bei alten Hepburn-Filmen zuerst auf die Garderobe schaut, ist hier genau richtig.