Rezension

Der Tag, an dem ein Wal durch London schwamm

Der Tag, an dem ein Wal durch London schwamm - Selja Ahava

Der Tag, an dem ein Wal durch London schwamm
von Selja Ahava

Bewertet mit 5 Sternen

Anna Lehtonen leidet an zunehmendem Gedächtnisverlust und wohnt deswegen in einem Pflegeheim. Obwohl sie schon nicht mehr alleine leben kann, hat sie auch noch einige klare Erinnerungen an glücklichere Zeiten: das Leben auf ihrer kleinen finnischen Insel mit ihrem Verlobten Antti. Was mit Antti passiert ist und wie sie schließlich in dem Pflegeheim gelandet ist, erfährt man erst durch das Zusammensetzen mehrerer Erinnerungsfetzen.

„Der Tag, an dem ein Wal durch London schwamm“ hat es wirklich in sich. Auch wenn es nicht direkt bestätigt wird, scheint Anna an Demenz zu leiden und der Leser erlebt ihre Entwicklung von einem relativ normalen Geisteszustand zu völliger Verwirrung hin mit. In Erinnerungsfetzen und unklar umrissenen Rückblenden kehrt man mit Anna zurück nach Finnland und zu ihrem späteren Wohnsitz London. Die zunehmende Verwirrung von Anna macht es nicht einfach ihr Leben chronologisch nachzuvollziehen, die einzelnen Lebensabschnitte verschwimmen manchmal ineinander; zwischenzeitlich ist der Leser schon fast genau so verwirrt wie sie und kann nicht mehr zwischen Realität, Erinnerung und Wahnvorstellung unterscheiden. Hinzu kommt noch, dass manche Ereignisse im Laufe der Geschichte unterschiedlich dargestellt werden, Anna kann nicht mehr genau sagen was wie abgelaufen ist und füllt diese Lücken mit ihrer außergewöhnlichen Phantasie bzw. mit ihren Wunschvorstellungen. Nicht alle aufgeworfenen Fragen und Gegebenheiten werden am Ende aufgeklärt, einfach weil Anna diese Dinge selbst nicht (mehr) beantworten kann.

Selja Ahava erzählt diese besondere Geschichte in ganz leisen, fast poetischen Tönen. Klare und ausdrucksstarke Beschreibungen der Natur und von Annas Umgebung zeichnen ein deutliches Bild und gerade durch seine wunderschöne Sprache wird „Der Tag, an dem ein Wal durch London schwamm“ ganz intensiv und wirkt noch lange nach.

Mich hat dieses Buch wirklich sehr beeindruckt und ich würde es jedem, der Interesse an etwas außergewöhnlicher Literatur hat empfehlen.

Kommentare

Irve kommentierte am 17. März 2014 um 21:36

Ich fand es auch unglaublich!

Britta Röder kommentierte am 24. März 2014 um 15:48

Ich bion sooo gespannt auf dieses Buch. Man liest so viel begeisterte Rezis. Danke für deine schöne Rezi!