Rezension

Der Ton macht die Musik. Ist Stimme wirklich alles?

Schlusstakt - Arno Strobel

Schlusstakt
von Arno Strobel

Bewertet mit 3 Sternen

Zitat S.222

Einzelheiten kann ich Ihnen nicht nennen, aber ich kann Ihnen eines versprechen: Die nächste Show wird um einiges härter werden, als es diese war.
Freuen Sie sich darauf Sie werden hautnah dabei sein.

Meine Meinung: Eine Gesangscastingshow im Fernsehen. Jede Menge junger Talente. Eine Südseeinsel für die dritte Auswahlphase. Die Chance auf eine Million Euro und einen weltweit schon gut vermarkteten Plattenvertrag. Der Traum vieler junger Menschen könnte für einen von ihnen wahr werden, wäre da nicht die knallharte Auswahl der Bewerber und oh, achja, der Mord der geschieht und eine der Kandidatinnen trifft. Und als wäre das nicht genug, stirbt kurz darauf auch ein Jurymitglied. Vollkommen abgeschnitten von der Aussenwelt muss der Mörder einer von den Teilnehmern oder der Crew sein. Unsere Protagonistin Vicky sitzt mit 49 weiteren jungen Erwachsenen und der Crew also erstmal auf der Insel fest und die Show muss weitergehen..

Ich mag Arno Strobel wirklich sehr. Seine anderen Romane, ebenfalls Thriller, habe ich teilweise gelesen und sie gefielen mir. Auch bei einem kurzen Treffen und einer Lesung samt einer Autogrammstunde war er mir einfach nur symphatisch.
Doch ich muss sagen, auch wenn mir das Buch insgesamt ganz gut gefallen hat, habe ich noch nie, wirklich nie ein solch unsymphatisches Setting in einem Buch gelesen. Die ganze Situation an sich ist schon absolut unhaltbar, der Knebelvertrag der Castingfirma, die Gemeinheiten der Crew und der Druck unter dem die Kandidaten stehen. Das zusammen ergibt eine Gesamtsituation, die mich wünschen ließ, ich wäre mit einem Serienmörder in einem heruntergekommenen Krankenhaus gefangen. Hätte ich wahrscheinlich netter gefunden. Sicherlich hat es damit zu tun, dass genau das beim Lesen des Buches eintritt was Strobel während einer Lesung über die Musikindustrie und deren Verträge erwähnte und was auch im Buch selbst mehrfach vorkommt: niemand will die Wahrheit über die Glamourwelt des Showbiz wirklich wissen. Obwohl ich fest daran glaube, dass es auch anders sein kann.

Sprachlich ist der Autor ganz angepasst an die jugendliche Zielgruppe: einfache, relativ kurze Sätze, aber nicht komplett unkompliziert oder in einer Jugendsprache verfasst die einfach unpassend wirken würde. Mir gefiel die Sprache sehr gut, besonders weil ich öfters meine Probleme habe mit deutschsprachigen Büchern. Auch die Beschreibungen der Teilnehmer, der Insel oder der Situation fand ich gelungen.
Erzählt wird die Geschichte aus Vickys Sicht im Ich-Erzähler. Dadurch erfährt der Leser die meisten Dinge aus erster Hand, aber weiß eben auch nicht mehr als Vicky weiß.
Leider bleibt Vicky als Charakter ziemlich blass. Sie könnte noch etwas mehr Tiefe vertragen.
Das ist auch an der Handlung ersichtlich. Vicky macht zwar bei der Show mit, aber mehr durch einen Zufall. Und so richtig Mühe gibt sie sich während der paar Tage auf der Insel nicht und lässt es auch an Elan für den Wunsch nach dem Sieg vermissen. Was ich seltsam finde, wenn man dafür erst einen solch einschränkenden Vertrag unterschreiben muss wie die Teilnehmer bei “Germanys Mega Star”.
Der Schwerpunkt der Story selbst wurde deutlich stärker auf die Handlung zwischen den Gesangswettbewerben gelegt.

Die Geschichte ist insgesam gesehen logisch aufgebaut. Sowohl der Weg zum Mord, als auch die Auflösung ist letztlich logisch. Leider gibt es auch ein paar Teile des Buches, die ich nicht so gut finde.
Zum Anfang gibt es da einige Handlungen und Entscheidungen der Jury die ich teilweise gar nicht nachvollziehbar oder auch nur menschlich finde. Die Besetzung der Jury könnte entweder als Hommage an die derzeitigen Castingshows oder als Abklatsch gesehen werden. Ich bin mir da nicht sicher was ich bevorzuge.
Mit den kursiv geschriebenen Passagen im Buch konnte ich auf jeden Fall gar nichts anfangen. Die hätte es meiner Meinung nach auch nicht in diesem Umfang gebraucht um das Mordgeschehen letztlich zu erklären. Auch nicht um die Story zu hinterlegen oder ihr Tiefe zu verleihen.
Apropos Umfang, 224 Seiten finde ich für einen Thriller schon recht dünn. Die Geschichte baut sich zwar auf, aber so wirklich spannend wurde es meiner Ansicht nach zumindest nicht. Vielleicht sehen das Leser ab 14 aber auch anders.
Das Cover ist dagegen wieder toll. Es ist matt und griffig, die Schrift nach aussen gewölbt. Wie nicht anders zu erwarten vom Loewe Verlag.

Fazit: Ein Jugendthriller der zwar sprachlich super ist, von der Story her absolut logisch und auch nachvollziehbar, aber an “Thrillerhaftigkeit” auch für Jugendliche meines Erachtens nach etwas zu wünschen übrig lässt.
3 / 5 Sternen