Rezension

Der Trip in die Walachei

Tschick - Wolfgang Herrndorf

Tschick
von Wolfgang Herrndorf

Bewertet mit 3 Sternen

Als Tschick neu in die Klasse kommt, ahnt Maik noch nicht, dass ihm das größte Abenteuer seines Lebens bevorsteht. Maik ist in seiner Klasse ein Außenseite, hat wenig Selbstbewusstsein und schwierige Familienverhältnisse. Auch ihm ist Tschick am Anfang nicht wirklich geheuer, doch als die Sommerferien anfangen, und beide nicht zur Party von Maiks Schwarm Tatjana eingeladen werden, beginnen die beiden sich langsam anzufreunden. Schließlich hat Tschick eine Idee: Er will mit Maik in den Urlaub fahren. Zu seinen Verwandten in die Walachei. In einem alten, geklauten Lada. Zuerst ist Maik alles andere begeistert, doch mit jedem Kilometer ändert sich seine Meinung zu der Idee und auch er selbst ist nicht mehr der Maik, der er noch vor beginn der Reise war.

Es ist wahrscheinlich kein gutes Zeichen, wenn der erste konkrete Gedanke zu einem Buch "Wenn das so weitergeht, breche ich ab" ist. Denn das war neben der Frage, ob ich beim Kauf ganz bei mir war, der erste Gedanke. Ich habe allerdings nicht abgebrochen, und nach ca 60 Seiten wurde es sogar ziemlich gut.

Gewöhnungsbedürftig (und vorallem nervig) fand ich den Schreibstil von Herrndorf. "Tschick" wurde in einem "normalen" Straßenslang geschrieben, wie man ihn heutzutage von Schülern zu hören bekommt. Es kommt authentisch rüber, dass die Geschichte von einem 14 Jährigen erzählt wird. Nähere Beschreibungen werden gerne mit einem "und so" abgetan oder man bekommt merkwürdige Satzstellungen um die Ohren gehauen. Kurz: Es ist all das, was einen Deutschlehrer in Rage versetzen würde. Ich weiß, dass es so gewollt ist. Für mich ist das allerdings nur ein kleiner Trost. Mich nervt diese merkwürdige Sprechweise schon im richtigen Leben, und bei "Tschick" hat sie mich nicht weniger genervt. Vielleicht bin ich auch einfach schon zu alt, um sowas noch toll zu finden. Trotzdem lässt sich das Buch ziemlich schnell und recht flüssig lesen, wenn man sich erstmal an die Art gewöhnt hat.

Nachdem die Kennenlernphase von Maik und Tschick vorüber ist, bekommt die Geschichte ordentlich Tempo. Es passiert in kurzer Zeit eine ganze Menge - auch innerlich. Mit jedem überstandenen Problem verändern sich auch die beiden ein wenig. Maik gewinnt zusehends an Selbstvertrauen, auch seine Sicht auf die Welt ändert sich immer wieder ein wenig. Und auch Tschick wird zusehens offener. Mir hat es daher Spaß gemacht, die Entwicklung der beiden zu beobachten, obwohl mir Tschick die gesamte Geschichte hindurch deutlich lieber war als Maik.
Auf ihrer Reise lernen die beiden einige seltsame Gestalten kennen. Die Anzahl ist aber sehr überschaubar und eine Person ist merkwürdiger als die anderen.

"Tschick" hat mir zwar Spaß gemacht, aber teilweise ging es mir einfach zu sehr auf die Nerven. Daher gibt es auch "nur" drei Sterne.