Rezension

Der Überraschungseffekt fehlt

Die Seele meiner Schwester - Trisha Leaver

Die Seele meiner Schwester
von Trisha Leaver

Bewertet mit 3 Sternen

Die Zwillinge Ella und Maddy ähneln sich äußerlich wie ein Ei dem andern. Doch während die beliebte Maddy überall um Anerkennung kämpft, sucht sich Ella lieber ein stilles Plätzchen, wo sie in Ruhe zeichnen kann. Eines Tages kommt es durch einen Streit der beiden zu einem tragischen Autounfall, bei dem Maddy ihr Leben verliert. Ella erwacht im Krankenhaus und wird von allen für Maddy gehalten. Aus Angst, ihre Eltern zu enttäuschen, übernimmt sie kurzerhand die Identität ihrer Schwester – und stellt bald fest, dass deren Leben voller dunkler Geheimnisse steckt. Ella muss sich entscheiden: soll sie die Lüge zugeben oder ihre eigenen Träume opfern?

Meine Meinung:
"Die Seele meiner Schwester" überzeugt durch eine wirklich tolle Protagonistin. Ella verliert bei einem Autounfall ihre Zwillingsschwester und da sie selbst sich nicht wirklich als wertvoll betrachtet und schon immer der Meinung war, dass alle eh ihre Schwester lieber mögen, übernimmt sie einfach mal ihre Identität. Ob das wirklich gut gehen kann?

Die Entwicklung, die Ella von Beginn bis zum Ende durchmacht, finde ich wirklich gut gelungen. Für mich ist das generell eine Entwicklung, die viele Jugendliche durchmachen, die erstmal mit sich selbst ins Reine kommen müssen und den eigenen Wert erkennen müssen. Genau diesen Weg geht Ella eben auch, allerdings ist bei ihr noch das Problem, dass alle denken, sie wäre die beliebte Maddy. Dass Maddy dann natürlich auch Geheimnisse vor Ella hatte und Ella sich nun teilweise in Gesprächen wiederfindet, bei denen sie den Inhalt überhaupt nicht nachvollziehen kann, macht das Ganze natürlich nicht einfacher. Die Stimmung bleibt dabei natürlich immer irgendwie traurig, denn Ella vermisst Maddy, alle anderen vermissen Ella. Diese Trauer ist bei allen Figuren wirklich gut dargestellt. 

Trotzdem gibt es auch Sachen, die mir eben nicht so gefallen waren. 
Erstmal war mir von Beginn an klar, wie das Ganze enden wird und ich wurde nicht überrascht. Ich hatte einfach gehofft, dass wir irgendwann einen krassen Wendepunkt erleben und man total vom Hocker gehauen wird. Das war leider nicht der Fall. Deshalb fehlte es mir einfach ein bisschen an Spannung. 

Auch das Ende sagt mir leider nicht so zu. Natürlich endet es so, wie ich es gedacht hatte, dennoch finde ich, dass die Autorin es sich ein bisschen zu leicht macht. Ella versucht natürlich hinter das Geheimnis ihrer Schwester zu kommen. Als Leser kennt man die Lösung schon recht früh und ich empfand die Lösung auch als ziemlich naheliegend. Ella überlegt aber noch ewig und braucht meiner Meinung nach viel zu lange. Natürlich könnte man argumentieren, dass sie so etwas ihrer Schwester einfach nicht zutraut, aber es wirkt dann auf den Leser einfach schnell so als wäre entweder Ella ziemlich langsam im logischen Schlussfolgern, oder als würde einem als Leser nicht zugetraut werden, dass man auf die Lösung selbst kommen kann. Auch ein anderer Teil des Endes hat mir nicht gefallen. Ich möchte hier nicht zu viel verraten, aber ich fand einige Emotionen da ziemlich merkwürdig dargestellt und kann das Verhalten einiger Personen nicht ganz nachvollziehen. 

Fazit: 
Für mich ist "Die Seele meiner Schwester" ein gemischtes Lesevergnügen. Die Entwicklung, die Ella als Protagonistin, durchmacht, finde ich wirklich gelungen und regt auch zum Nachdenken an. Gerade für Jugendliche erscheint mir das Buch also goldrichtig. Aber mir gefallen auch einige Dinge nicht. Der Überraschungseffekt fehlte mir total, sodass es kaum Spannung in der Geschichte gibt. Auch das große Geheimnis von Maddy war meiner Meinung nach ziemlich schnell ersichtlich und dabei nicht sehr originell. Ich vergebe solide 3 Sterne!