Rezension

Der Untergang Barcelonas

Der Untergang Barcelonas - Albert Sánchez Piñol

Der Untergang Barcelonas
von Albert Sanchez Pinol

Bewertet mit 3 Sternen

Marti Zuviría soll auf Wunsch seines Vaters seine schulische Ausbildung im Koster erhalten. Aber als er nach einem Besäufnis einen Leichenwagen entwendet, schickt man ihn zum Marquis Vauban, dem berühmten Ingenieur, damit er dort in die Lehre geht. Ein Glücksfall für Zuvi, den er ist talentiert und wissbegierig. Aber sein leichtsinniges Verhalten bringt ihn immer wieder ihn Schwierigkeiten. Als Vauban stirbt, endet auch Zuvis Ausbildung und er muss sich durchschlagen. So gerät er zunächst ins Heer des französischen Königs. Doch als es um die Erbfolge Spanien geht, verschlägt es ihn nach Barcelona, wo er vehement die Stadt gegen die Belagerer verteidigt.

Aufgrund der Leserprobe bin ich begeistert an das Buch herangegangen, wurde aber sehr bald schon enttäuscht. Nach dem fulminanten Anfang hatte es dann doch große Längen. Zum Ende hin wurde es wieder ein wenig unterhaltender. Der Stoff an sich ist sehr interessant, doch die immerwährenden Scharmützel langweilten auf Dauer doch. Auch bei der Menge der Personen konnte man leicht einmal den Überblick verlieren. Dass Krieg und Kämpfe unschön und blutig sind und Opfer fordern, das weiß jeder. Daher waren die drastischen Beschreibungen in der Breite für mich nicht immer erforderlich.

Die Beschreibung mancher Protagonisten blieb mir zu oberflächlich. Zuvi habe ich am Anfang sein Verhalten nachgesehen, da er noch sehr jung war. Heute würde man sagen: Er pubertiert. Mit der Zeit aber konnte ich sein Denken und Handeln nicht mehr nachvollziehen. Er stürzt sich in viele Abenteuer, zieht um die Häuser und hat ständig Frauengeschichten. Oft stürzt er sich in Selbstmitleid, versucht aber nie wirklich, sein Leben zu ändern. Zwischendurch nahm er mal sympathischere Züge an, nachdem sich seine Familie bestehend aus Amelis, dem Kind und dem Zwerg, an ihn gehangen hat. Aber selbst im hohen Alter, als er Hilfe benötigt, putzt er Waltraud, die ihn pflegt und seine Geschichte nach Diktat aufschreibt, ständig herunter. Das ist zwar nett zu lesen, zeigt aber auch wieder seinen Charakter.

Der Schreibstil ist teils humorvoll und häufig sarkastisch. Man erfährt sehr viel über die Geschichte Spanien und die Konflikte zwischen Katalanen und Kastiliern. Das Buch hat natürlich auch noch großen aktuellen Bezug, da die Katalanen immer noch für ihre Unabhängigkeit sind. Unterbrochen wird die Geschichte durch viele Skizzen, die veranschaulichen, wie die Befestigungen aussahen oder die Belagerungen angelegt waren.

Dieses Buch kann durchaus interessant sein, wenn man die Muße für diese Geschichte hat und uneingeschränkt von Zwängen (Leserunde) ist.

Gut recherchiert und interessant, aber zeitweise sehr langatmig.