Rezension

Der Vergleich vom Cover zu SoG hinkt

80 Days - Die Farbe der Lust - Vina Jackson

80 Days - Die Farbe der Lust
von Vina Jackson

Bewertet mit 3 Sternen

Auch an mir ist “80 Days” nicht vorbeigezogen. Die Ähnlichkeit zu Cover & Thematik von “Shades of Grey” brachte es schließlich auf meine Leseliste. Der Roman verdient in meinen Augen absolut FSK 18. Das nur vorab.

Summer spielt leidenschaftlich gerne Geige und kann sich in der Musik gehen lassen. Damit und mit einem Kellnerjob hält sie sich über Wasser. Währen eines Geiegspiels in der Londoner Untergrundbahn,  wird sie von Dominik beobachtet. Er ist so verzaubert von ihrem Spiel, dass er sie kurz darauf im Internet sucht und findet. Nach dem Zusammenprall in der U-Bahn soll sie sich die neue Geige verdienen. Summer nimmt die Herausforderung an, für Dominik nackt zu spielen. Die Beiden geraten dabei immer tiefer in ihre devote bzw. dominante Neigung. Dominik denkt sich immer neue Szenarien für Summer aus, während sie durch ihn, und die Ausflüge mit ihrer Freundin in die Fetischszene, sich selbst neu kennenlernt. Summer lässt sich mit dem Sog ihrer Lust mitziehen und bemerkt nicht, wie sie dabei den Boden unter den Füßen verliert. Wie weit treibt sie es und warum ist Dominik ständig in ihrem Kopf präsent?

Erster Satz: Schuld war Vivaldi.

Idee: Das Bild der nackten geigespielenden Hauptprotagonistin weckt die Fantasie. Die Idee der Geschichte zweier Partner, der eine dominat und der andere devot, ist sicher nicht neu. Einen Einblick in die Fetischszene zu bekommen macht jedoch neugierig.

Plot: Für mich spaltet sich das Buch etwas. Da gibt es den Teil, der in London spielt und den, der in New York stattfindet. Der Anfang der Geschichte hat sich für meine Begriffe leicht gezogen. Bis sich Summer und Dominik einander hingeben, dauert es eine Weile. Als jedoch in Summer erst einmal die “dunkle” Seite geweckt wird, zieht das Tempo an. Die Abfolge der Szenen ist schlüssig. Ich habe keine Logikfehler finden können. Während der Part in London für mich noch viel Lust und Leidenschaft beinhaltet, zeichnet sich in dem New York Part eine zunehmende Bedürfnisbefriedigung ab. Die letzten Seiten drehen das Ruder wieder ein wenig und lassen erahnen, dass zwischen Dominik und Summer noch mehr passiert.

Schreibstil: Erzählt wird zum einen aus der Sicht Summers als “Ich–Erzähler”. Zum Anderen bedient sich das Autorenduo der dritten Person im Präteritum. Dabei werden alle Blickwinkel eingenommen. Das ist an manchen Stellen sehr interessant, weil man Summers Sicht aus zwei Perspektiven erlebt. Leider nervt es teilweise auch, wenn zum x-ten Male erklärt wird, wie Summer gelegentlich bei einer kleinen Rockband einspringt. Die Teile als “Ich–Erzähler” haben mir allgemein besser gefallen. Die dritte Person erzählte mir aus zu vielen Sichten. Da hatte ich das Gefühl zu sehr Beobachter zu sein.

Die erotischen Szenen sind sehr klar geschrieben. Da bleibt nicht viel Raum für tiefe Leidenschaft. Sicher passen die harten Ausdrücke zur Szene und sind angebracht, aber etwas kreativer hätte es sein können, anstatt ständig das Wort “Möse” zu lesen. Allerdings sind die Szenen gut geschrieben. Sie fühlen sich echt an, sind heftig, aber nicht billig. Das finde ich ist ein großer Pluspunkt.

Teilweise ist mir das Autorenduo in den Szenenbeschreibungen zu sehr abgeschweift. Es gab unnötige Info, die man hätte vermeiden können. Kleinigkeiten, aber in der Gesamtheit zu viel für meinen Geschmack.

Charaktere:
Summer ist eine Frau, in die ich nicht wirklich schlüpfen konnte. Das war aber auch nicht weiter schlimm. Sympathie erlangt sie vor allem durch ihre Leidenschaft zur Geige und zur Klassik. Man hat das Gefühl, das sie trotz der unbeständigen Jobsituation im Leben steht. Als Dominik in ihr Leben tritt, lernt der Leser und auch Summer selbst eine neue Seite an ihr kennen. Teilweise handelt sie mir in der Hinsicht zu naiv und überstürzt, was die Entdeckung ihrer Neigung angeht. Trotzdem ist man neugierig und wünscht sich so sehr den geeigneten Partner für sie.

Dominik ist Professor und hat eine halbe Bibliothek zu Hause. Tatsachen, die ihn in ein seriöses Licht stellen. Er lässt sich von Summers Violinenspiel verzaubern und weckt die Lust nach mehr. Auch in ihm blüht eine Seite auf, die er zwar schon kannte, aber durch Summer eine andere Note erhält. Er wirkt dominat und fordernd, aber dennoch sinnlich, wenn man bedenkt, was er sich für Summer ausdenkt.

Charlotte, Summers Freundin mit Hang zur Fetischszene zeigt der Violinistin die Szene. Sie nimmt das Leben leicht und hat Spaß. Gibt sich ganz ihren Bedürfnissen hin. Sie ist eher der Typ Mensch, in dessen Leben sich viel um Sex dreht.

Victor, ein Kollege von Dominik findet Summer von der ersten Begegnung an anziehend und wünscht sie in seinen festen Besitz. Er zieht Summer wirklich in dunkle Abgründe.

Richtig verlieren konnte ich mich in keinen Charakter. Man ist eher Zuschauer. Sicher hätte man da mehr machen könne, aber vielleicht war das auch so gewollt. Wer weiß, wie es mir am Ende der Trilogie damit geht.

Hintergrund: Volle Punktzahl. Bei jeder Szene merkte man dir Erfahrung des weiblichen Parts des Autorenduos. So wirkt das Ganze authentisch. Auch die Orte sind sehr detailliert beschrieben. Die Recherche war offensichtlich sehr gründlich.

Fazit:  Durch den Aufkleber auf dem Cover, der damit wirbt, dass man das Buch liebt, wenn man “Shades of Grey” mochte,  drängt sich der Vergleich förmlich auf. Aber er hinkt. Für mich sind die Bücher zwei Paar Schuhe. Während “Shades of Grey”  in meinen Augen eine Liebesgeschichte ist, vermisse ich dies hier fast im kompletten Buch und finde eine Geschichte, in der es sehr viel heftigen Sex mit Praktiken gibt, die mich schlucken lassen. Ich habe einiges erwartet, aber nicht diese doch sehr starke Unterdrückung auf menschlicher Ebene. Sexuelle Praktiken und ihre Liebhaber seien dahingestellt, aber in dieser Geschichte geht es krass zu. Das stimmt zum einen nachdenklich, wenn man bedenkt, dass es sich um Insiderwissen handeln muss und durchaus echt sein kann. Zum anderen habe ich den Einblick in diese Welt genossen und mich gerne schocken lassen. Eine tiefe Liebesgeschichte sucht man vergebens, wenn man mich fragt. Jedoch erahnt man auf den letzten Seiten für die Folgebände eine tiefere Entwicklung in diese Richtung. Für sanfte Gemüter würde ich “Shades of Grey” empfehlen. Wer aber neugierig und etwas von einem Voyeur in sich hat, der wird seinen Spaß an “80 Days” haben. Auch wenn es nur vier Punkte sind, hat die Geschichte immer noch diesen Kick und Reiz des Verruchten. Wie auch bei “Shades of Grey” musste man weiterlesen. Ich freu mich schon in der Fortsetzung weiter schockiert zu werden und bin sehr neugierig, was aus Dominik uns Summer wird.