Rezension

Der Weg des Kriegers

Endgültig
von Andreas Pflüger

Bewertet mit 4 Sternen

Schon am Anfang war Jenny Aaron eine Ausnahmepolizistin und erst recht bei der Abteilung stand sie ihre Frau. Bis ein Auftrag schief ging, ein Kollege überlebte nur knapp und Aaron ist seitdem blind. Mit mühsamen und akribischen Übungen hat sie einen großen Teil ihrer Selbstständigkeit wieder erlangt. Fünf Jahr nach dem Trauma ist sie inzwischen beim BKA eingesetzt. Als jedoch ein Gefängnisinsasse eine Psychologin tötet, wird Aaron nach Berlin zu ihrem alten Team gerufen. Wenn auch ihre Augen nicht mehr sehen, so sind ihre Sinne geschärft und sie bemerkt, dass alles anders ist als es scheint.

 

Kann man, wenn man spät und auch noch durch ein traumatisches Ereignis erblindet, überhaupt weitermachen? Eine Frage, die sich Jenny Aaron stellt und um deren Beantwortung sie kämpft. Ihre alten Kollegen hat sie seit Jahren nicht gesehen und nun spürt die Unsicherheit. Als Spezialistin im Verhörraum ist sie in ihrem Element. Mit ihrer Fähigkeit sich auch ohne Sehkraft zu orientieren, vermag sie zu verblüffen. Freuen sich wirklich alle, sie wieder zu sehen. Irgendwie scheint es der Täter auch auf sie abgesehen zu haben. Schwebt sie etwa in Gefahr? Nicht alles kann sie erspüren und erahnen.

 

Nicht ganz einfach findet man Zugang zu diesem Thriller mit seiner eigenwilligen Heldin. Ihr Kampf gegen die Auswirkungen der Blindheit beeindruckt. Ihre Angst vor weiteren Verlusten der Erinnerung nimmt für sie ein. Hin und wieder muss man jedoch innehalten, um zu überlegen, ob man sich gerade in einer Erinnerung befindet oder ob es im aktuellen Geschehen eine neue Entwicklung gibt. Nicht ganz leicht fällt es, in die Seele der Jenny Aaron zu blicken. Auch der Gemeinschaftssinn der Truppe mit ihren besonderen Regeln fühlt sich im normalen Leben fremd an. Dennoch fühlt man sich von der Lektüre beim Schlawittchen gepackt und in den düsteren Thriller hineingezogen. Auftauchen kann man erst wieder, wenn man hinter das Geheimnis der Erinnerung und des Bushido gekommen ist.