Rezension

Der Weg zu den Brettern, die die Welt ...

Jetzt wirds ernst - Robert Seethaler

Jetzt wirds ernst
von Robert Seethaler

Bewertet mit 4.5 Sternen

»Mein Weg ans Theater war verschlungen. Unvorhersehbar. Holprig. Als Kind hasste ich es sogar, angesehen und vorgeführt zu werden« – so beginnt Robert Seethalers eigenwilliger Held seine Geschichte. Eine Geschichte, die mit der Kindheit im kleinen Friseursalon der Eltern beginnt, gefolgt von der turbulenten Freundschaft mit dem treuen Begleiter und ewigen Konkurrenten Max und dem ersten Verliebtsein in Lotte mit den grellpinken Zehennägeln. Doch so viel Unglück diese Liebe über den Helden bringt, so viel Glück bedeutet sie letztlich auch, denn durch sie kommt er zum Theater – Tschechow hin oder her – und beginnt damit seinen langen, steinigen Weg zum Schauspieler und schließlich gar raus aus der Provinz. (von der Kein & Aber-Verlagsseite kopiert)

Ein schriftstellernder Schauspieler (oder schauspielernder Schriftsteller?) schreibt einen Roman über Kindheit, Jugend und Ausbildungsjahre eines Jungen, der Schauspieler wird. Muss ein solches Buch nicht zwingend autobiographisch sein?

Es muss nicht, auch wenn vielleicht hier und da sicher (und für den Leser nicht erkennbar) Erfahrungen des Autors eingeflossen sind. Man hofft für ihn, dass es nicht unbedingt die Anfangsszene ist, in der der Jungschauspieler im Kostüm eines Baumes ins Publikum stürzt.

Das Leben eines einfachen normalen Jungen / jungen Mannes besonders schildern ist Seethalers Spezialität. Was dem Autor vortrefflich gelingt: Die Waage zu halten zwischen Nähe und Distanz zwischen Protagonist und Leser. Auch wenn es so aussieht, als lasse der Protagonist – vor allem, wenn er wie hier als „Ich“ erzählt – den Leser an jeder Regung teilhaben, so bleibt er dennoch nicht völlig durchschaubar.

Immer wieder erfreut Seethalers Sprache, bildhaft, anschaulich und originell ohne manieriert zu wirken. Er befindet sich in der guten Tradition von deutschsprachigen Autoren, die auf niveauvolle Art bestens unterhalten.

Mein persönlicher Favorit bleibt nach wie vor „Ein ganzes Leben“, doch „Jetzt wirds ernst“ kann ich ebenso empfehlen.