Rezension

Derb, brutal und nichts für schwache Nerven

Schmerz - Henriette Cl. Herborn

Schmerz
von Henriette Cl. Herborn

Bewertet mit 4 Sternen

Zum Inhalt:
Am 15. Januar 2017 wird in Mainz-Bretzenheim eine grausam entstellte, nackte Frauenleiche auf dem Gelände der Alten Ziegelei gefunden. Kriminalhauptkommissar Ernst-August Malminger erkennt sofort die Gemeinsamkeit zu einem genau siebzig Jahre zurückliegenden und einem der größten und nie aufgeklärten Mordfälle der USA und der Kriminalgeschichte. Der Fall Elizabeth Short, die Schwarze Dahlie. Kann das Zufall sein, dass der Täter genau diesen Mordfall bis ins kleinste Detail kopiert hat? Oder will der Mörder mit seiner Tat etwa den Kommissar direkt ansprechen? Schließlich ist er Deutschlands führender Schwarze Dahlie-Experte und hat sogar ein Buch darüber geschrieben. Malminger beginnt mit seinen Ermittlungen, bei denen erschwerend hinzukommt, dass er dabei so gut wie auf sich gestellt ist. Sein Vorgesetzter will oder kann die Zusammenhänge zu Malmingers Schwarze-Dahlie-Theorie nicht sehen und ein Neider im Ermittlerteam lässt auch noch Beweismittel verschwinden. Malmingers Reise in den Abgrund der menschlichen Seele führt auch ihn auf einmal ganz nah an seinen ganz persönlichen Abgrund…

„Schmerz“ von Henriette Clara Herborn ist nichts für schwache Nerven oder Zartbesaitete und definitiv harte Kost. Das Buch ist schonungslos, hart und voller Gewalt. Die Autorin beschreibt ein Mainz der nahen Zukunft , mit einem überwiegend düsteren und bedrückenden Szenario, welches sich vorwiegend in der SM-Szene bewegt, ein Buch voller korrupter Polizisten, Drogenabhängigen, Zuhältern und Nutten. Sympathieträger? Fehlanzeige! Malmingers letzter Fall? Ein Segen für die Menschheit! 

Herborn hat es mit ihrem detaillierten und bildhaften Erzählstil geschafft, mich mitten unter die Protagonisten zu beamen. Ich stand geistig ein ums andere Mal neben Malminger, wie er in seinem speckigen Mantel und nach Alkohol stinkend versucht, dem Täter auf die Spur zu kommen. 
Ich habe noch nie einen Thriller gelesen der mich so widersprüchlich zurück lies. Die vielen kaputten Charaktere und die derbe Ausdrucksweise und ich bin weiß Gott nicht empfindlich (!), haben mich beinahe dazu bewogen, das Buch abzubrechen. Aber die Idee der Autorin, die Umsetzung und ihr bildhafter Schreibstil haben mich dennoch gefesselt. Das Ende ist dann meines Erachtens so mysteriös wie der unaufgeklärte Mord an Elisabeth Short!
Ein morbider und einzigartiger Thriller den man erst einmal sacken lassen muss! Für alle, die auf harte Thrillerkost stehen gibt’s von mir eine absolute Leseempfehlung, auch wenn ich persönlich deswegen leider ein Sternchen abziehen muss.