Rezension

Des Lebens Süße, des Lebens Schmerz

Kirschblüten und rote Bohnen - Durian Sukegawa

Kirschblüten und rote Bohnen
von Durian Sukegawa

Inhalt
Sentaro ist Besitzer eines kleinen Imbisses in Tokio, in dem er mit süßer Bohnenpaste gefüllte Dorayaki-Pfannkuchen verkauft. Eines Tages steht die alte Tokue vor seinem Laden und bewirbt sich spontan um die von Sentaro ausgeschriebene Aushilfsstelle. Der lehnt zunächst mehrfach ab, doch als sie ihm schließlich eine Kostprobe von ihrer selbst gemachten Bohnenpaste da lässt, ändert der davon begeisterte Sentaro seine Meinung und stellt die etwas sonderbare Frau ein. Schnell macht die Nachricht von Sentaros neuen köstlichen Pfannkuchen die Runde, woraufhin die Kunden bei ihm Schlange stehen. Währenddessen entwickelt sich zwischen ihm und Tokue eine ganz besondere Freundschaft. Doch es dauert nicht lange, und Sentaro muss sich entscheiden, ob Tokue weiter bei ihm arbeiten kann.

Meine Meinung
"Kirschblüten und rote Bohnen" ist die Geschichte von Sentaro, Tokue und Wakana, die sich erst nach und nach in all ihren Facetten entfaltet und drei Generationen, die im normalen Stadtleben kaum Berührungspunkte haben, auf engstem Raum zusammen kommen lässt.

Der Imbissbesitzer, die alte Dame und die Schülerin sind Verstoßene der Gesellschaft und finden Trost und Nähe bei einander. Tokue blüht ebenso wie Sentaro auf, der sonst schweigend und diszipliniert, aber auch lustlos vor sich hin arbeitet. Gemeinsam stellen sie eine Bohnenpaste her, deren Zubereitung man nicht einfach nur mit dem Begriff Kochen beschreiben kann. Tokue lauscht, was die Bohnen ihr zu sagen haben und wenn die Zuckermasse beigemischt ist, muss zwei Stunden gewartet werden, da es unmöglich ist, die Bohnen sofort zu kochen. Ein wiederkehrendes Element in der Handlung ist die Kirschblüte, die für Schönheit, Aufbruch und Vergänglichkeit steht.

Die zunächst unscheinbare Geschichte einer alten Frau, die dem Besitzer der Garküche mit ihren Rezepten zum Erfolg verhilft, bekommt bald noch eine weitere, tiefere Dimension und überraschende Wendung: Denn anhand der zunächst sentimentalen Geschichte der Frau mit ihren verkrüppelten Händen, erzählt der Autor dann von der Geschichte der Lepra-Kranken in Japan, die sich kurz nach dem Zweiten Weltkrieg noch einmal ausbreitete. Bis 1996 waren sie aus der Gesellschaft ausgeschlossen, Kinder zu bekommen, war ihnen gesetzlich verboten, sie wurden gezwungen, abgetrennt von allem sozialen Leben isoliert in Heimen zu leben. "Kirschblüten und rote Bohnen" ist daher mehr als nur eine Anekdote über soziale Verdrängung.

Fazit
"Kirschblüten und rote Bohnen" ist eine berührende und wunderschön erzählte Geschichte, aber auch ein Plädoyer für Respekt und Toleranz gegenüber Minderheiten.