Rezension

Des Rätsels Lösung

Sanctum - Markus Heitz

Sanctum
von Markus Heitz

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt

Eric ist auf einer heißen Spur. Er jagt das Wandelwesen, mit dem alles begann, bzw. einem Nachkommen dieses. Im 18 Jahrhundert wurde seine Familie mit einem Fluch belegt, in dem ein Wandelwesen einen Vorfahren Erics durch einen Biss infizierte.
Eric will nur eines mehr als diesem Fluch zu entkommen und zwar Rache. Beides soll ihm ermöglicht werden. Zum einen hat er die Spuren des Wesens verfolgen können, zum anderen ist ein mysteriöser Orden in sein Leben getreten, der behauptet ein Gegenmittel für seinen Fluch zu besitzen. Doch auch wenn dies alles gut klingen sollte, so ist nichts wirklich gut. Lena, die Frau, die die erste ist, die er wirklich nahe an sich heran gelassen hat und die er zu lieben glaubt wurde ebenfalls gebissen und schwebt in Lebensgefahr. Sie befindet sich in der Obhut des ominösen Ordens, doch noch weiß er nicht, ob er ihnen trauen kann.
Außerdem hat er einen geheimen Widersacher, der ihn auf Schritt und Tritt zu verfolgen scheint und belastende Fotos von ihm anfertigt, ohne dass Eric es mit seinen geschärften Sinnen überhaupt bemerkt.
Es wird heikel für Eric, er muss bis an seine Grenzen und weit darüber hinaus gehen, alles riskieren um Rache und Erlösung finden zu können. Dabei ist die Bestie in ihm unersättlich und kämpft um die Vorherrschaft.

Wir kehren auch wieder zurück ins 18 Jahrhundert zu Gregoria und Jean Chastel.
Nachdem Gregoria in die Flammen ihres brennenden Klosters geworfen wurde, dachte Jean sie sei tot, doch Gregoria hatte ein Fläschchen gefunden, das eine merkwürdige Substanz enthielt. Es war reines Sanctum, das Blut Christi, wie sie später erfuhr. Dieses Blut heilte ihre Wunden und ließ sie unversehrt zurück.
Gregoria will nun zum Papst um ihn von den Geschehnissen in ihrem ehemaligen Kloster zu erzählen. Doch schnell merkt sie, dass irgend etwas in Rom nicht ganz geheuer ist.
Es scheint eine Verschwörung zu sein, in der die Kirche Angst schürt um ihre Schäfchen scharenweise in die Kirche zu treiben.
Und Gregoria wir angeworben einen eigenen Orden zu Gründen, der den Menschen helfen soll. Dieser Orden soll vor allem dazu dienen die Wandelwesen zu jagen um die Menschen zu schützen, doch die Wandelwesen sollen nicht grundlos sterben, sie sollen befreit werden mittels des Sanctums.
Doch nicht Nonnen sollen sich auf die Jagd machen, sondern Kriegerinnen, die im Glauben wie im Kampf ausgebildet werden.
Doch Gregoria hat noch ein weiteres Ziel. Florence, das Mädchen, das ihr als Mündel anvertraut wurde und selber von Geburt an ein Wandelwesen ist, wurde aus ihrer Obhut entführt. Gregoria weiß, dass sie in Rom gefangengehalten wird und will sie befreien und sie vor dem Bösen in ihr befreien.

Jean hingegen hat seine eigene Mission, er jagt den Mann, der seinen Sohn einst zu einer Bestie gemacht hatte und den er nun zu töten gedenkt. Seine Wege führen ihn schließlich nach Rom und er trifft wieder auf seine Geliebte Gregoria. Er soll fortan die Mädchen im Kampf ausbilden, die von seiner Erfahrung profitieren sollen.

Meine Meinung

Der erste Band der Reihe zeichnete sich durch viel Action, Spannung und einem mysteriösen Touch aus. Und genauso geht es hier nun weiter. Mit dem Unterschied, das bestimmte Aspekte, die bisher nur angedeutet wurden nun ausgesprochen werden, die Rätsel lösen sich nach und nach auf und wir geraten in immer größere Dimensionen.
Ahnte man im ersten Band, das die Kirche eine große Rolle spielen würde, so wird diese Vermutung bestätigt und wir befinden uns plötzlich in einer faustdicken Verschwörung, die sich über 200 Jahre hin zieht.

Wir ahnten im ersten Band, das Eric etwas dunkles an sich hatte. Meine Vermutung ging dahin, dass er eine mutierte Form eines Werwolfs ist. Geschärfte Sinne, Kraft, beschleunigte Heilung, dies jedoch in einer inaktiven Form. Nun wird mir auf die Nase gebunden, das ich falsch lag und er ein waschechter Werwolf ist, der jedoch seine Verwandlung mithilfe von Narkotika unterdrückt.
Ich persönlich empfand das als sehr gut. Diese Tatsache wird zwar angedeutet, man wird jedoch getäuscht, da man nicht denkt, dass ein Werwolf andere jagt, besonders wenn er andere Werwesen abgrundtief hasst. Dies war für mich ein kleiner Überraschungsmoment. Ich ahnte zwar ähnliches, war dennoch überrascht.

Sehr interessant war auch die Entwicklung, die er durchlebt. Im ersten band ist er der Überheld, absichtlich überzogen dargestellt. Im zweiten nun entdecken wir Selbstzweifel und vor allem Selbsthass und einen ungeheuren Kampf, den er im Inneren wie Äußeren mit sich selber auszufechten hat.
Die Art wie wir ihn sehen verändert sich dadurch ungemein, macht ihn sowohl sympathischer wie menschlicher, obwohl wir ja eigentlich entdecken, dass in ihm eine Seite steckt, die überhaupt nicht menschlich ist. Wie Leser meiner Berichte schon wissen werden liebe ich Widersprüche und die Kontraste, die sie darstellen, da sie einfach eine Geschichte bunter machen.

Jean macht zwar auch eine Entwicklung durch, doch bei ihm ist diese nicht ganz so deutlich. Er wird zwar mutiger und kämpft härter, doch seine Beweggründe sind Wut, Rachegelüste und Verzweiflung. Sein handeln, das zuvor stets durchdacht wird, wird etwas zu wagemutig. Menschen sterben, um die er trauert. Doch er macht weiter und stürzt sich und andere damit ins Unglück.
Zuvor war er mir sehr sympathisch, doch im zweiten Band verliert er seine positiven Eigenschaften. Er ist zwar noch gütig und kümmert sich um seine Lieben, doch weil er schon alles verloren hat, ist er nicht mehr allzu empfänglich für die Signale der Gefahr. Er macht Fehler, die er früher nicht gemacht hätte.

Gregoria hingegen wird aktiver, stürzt sich in Gefahren, hört jedoch auch die Signalglocken klingeln, wenn sie weiß, wann sie sich zurückziehen muss.
Sie überzeugt durch Empathie, Menschenkenntnis und Voraussicht. Für mich ist sie die stärkste Person der Geschichte und auch die, die am meisten bewirkt.
Sie ist eine sehr untypische Person bezogen auf die Zeit, doch auch dies ist wieder etwas, das die Geschichte bunter und lebhhafter macht.

Die Geschichte enthält keine Längen, der Lesefluss schreitet stetig in hohem Tempo voran um ab und zu ein kleines wenig langsamer zu werden und dann schließlich wieder zu rasen.

Sehr interessant ist, dass der Autor hier zwar eine fiktive Geschichte geschaffen hat, sich jedoch auch historischer Fakten bedient hat, sogar echte Personen mit eingebaut hat.

Seltsamer Weise empfinde ich es so, dass der erste Band dazu diente uns in die Welt und in die Personen einzufinden um hier nun die volle Ladung an Action und Mysterien entgegengeworfen zu bekommen. Seltsam ist es, da die Personen im zweiten band die große Entwicklung machen und wir teilweise sehr intime Geheimnisse erfahren.
Ich denke nicht, dass die Figuren im zweiten band zu kurz gekommen sind. Ich finde die Aufteilung eigentlich gelungen und überzeugend, dennoch überrascht mich meine Wahrnehmung in diesem Punkt.

Dieses Buch enthält auf den letzten Seiten noch Bonusmaterial. Dieses besteht aus einem Interview mit dem Autoren und einigen Szenen, die aus verschiedenen Gründen weggestrichen wurden.
Besonders das Interview hat mir gefallen. Es hat mich zum Schmunzeln und Nachdenken gebracht und mir große Lust auf die Vampir Romane des Autors gemacht.
Die gekürzten Szenen waren ganz nett zu lesen und helfen uns ein wenig zu verstehen, wie so ein Autor tickt und was für eine Veränderung nur kleine Kapitel bzw. Passagen bewirken können.

Fazit

Eine gelungene Fortsetzung des zweiten Bandes, die sehr temporeich weitergeht und viele Fragen klärt. Mit einigen Fragen werden wir zurückgelassen, doch das ist für mich in Ordnung.