Rezension

Detailreich und berührend

Das Haus der schönen Dinge - Heidi Rehn

Das Haus der schönen Dinge
von Heidi Rehn

m Roman „Das Haus der Schönen Dinge“ von Heidi Rehn begleitet der Leser die Familie Hirschvogel, die sich in München ein großes, gleichnamiges Kaufhaus aufbaut, durch mehrere Jahrzehnte. Im Mittelpunkt steht Lily Hirschvogel, zu Beginn noch ein Kind, das ganz begeistert ist von der Magie des Kaufhauses der Eltern und deren Ziel es ist, das Kaufhaus einmal genauso zu führen wie ihre Mutter Thea es kann. Doch nicht nur die Konkurrenz in München macht dem Hirschvogel Druck, auch die ganze Gesellschaft selbst wendet sich Anfang der 30er Jahre gegen die jüdische Familie.

Doch nicht nur dieser geschichtliche Aspekt sorgt für Drama in dem Buch. Auch der kranke Sepp Hirschvogel, der jüngste Bruder von Lily oder die Liebe ihrer besten Freundin Cäcilie zu Lilys älterem Bruder, sowie Familienstreitigkeiten und einiges anderes halten die Spannung aufrecht.

Auch wenn die Beschreibungen des Kaufhauses und der Waren sowie von Orten und Ländern teilweise sehr ausführlich waren, hat dies mich nicht vom Weiterlesen aufgehalten. Im Gegenteil, gerade die Beschreibungen der einzelnen Ebenen des Kaufhauses geschmückt mit „veralteten Wörtern“ bringen den Leser sofort in die jeweilige Zeit (ob Anfang der 1900 oder in den Goldenen Zwanzigern). Die Charaktere, und davon gibt es wahrlich viele, sind dennoch übersichtlich und sehr ausgeprägt beschrieben. Hat man doch einmal Zweifel, wer mit wem wie verwandt ist, kann man den Stammbaum auf der Innenseite des Buchdeckels zu Rate ziehen.

Insgesamt ein sehr interessant gestaltetes Buch, das nicht zu übertrieben dramatisch ist, sondern eben so, wie das Leben „die Geschichte schreibt“. Die teilweise langen Passagen will man zwar teilweise einfach „überlesen“, um zu sehen, wie es weitergeht, aber achtet man auf Details, ist es fast, als würde das Kaufhaus vor einem stehen. Besonders gelungen finde ich die Zeitsprünge, die die Autorin fast immer vor oder nach einem Wendepunkt ansiedelt und dann im nächsten Zeitabschnitt als eine Art Rückblende erzählt, was nach diesem Ereignis passiert ist. So bleibt die Spannung aufrecht und die fast 100 Jahre, die das Buch abhandelt, wirken kürzer.

Alles allem ein Buch, das für schöne Stunden auf der Couch mit einer Tasse Tee sorgen kann!