Rezension

Deutsche Währungsgeschichte lebendig erzählt

Unsere wunderbaren Jahre - Peter Prange

Unsere wunderbaren Jahre
von Peter Prange

Bewertet mit 5 Sternen

Deutsche Wirtschafts-und Währungsgeschichte äußerst lebendig und spannend erzählt: Auf den ersten Blick ist „Unsere wunderbaren Jahre“ eine typische deutsche Familiensaga, auf den zweiten Blick aber so viel mehr. Peter Prange erzählt in seinem fast 1.000 Seiten starken Roman auch die Geschichte der D-Mark und damit die Geschichte der Bundesrepublik. Im Mittelpunkt der Handlung steht eine Fabrikantenfamilie aus Altena im Sauerland und deren Freunde. Auftakt der Geschichte ist die Währungsreform: Es ist der 20. Juni 1948 – der Krieg ist seit wenigen Jahren vorbei, die Menschen beginnen wieder zu leben und nun endlich ist auch das neue Geld da, die D-Mark. 40 Mark Kopfgeld bekommt jeder Bürger. Was werden die drei Fabrikantentöchter Gundel, Ulla und Ruth sowie deren drei Freunde Thommy, Benno und Bernd mit dem Geld beginnen? Welche Träume wollen sie verwirklichen? Auf diesem Weg begleiten wir nun die sechs Freunde und ihre Familien über 70 Jahrzehnte lang, von 1948 bis 2002. Eng verbunden sind die Schicksale und Lebenslinien der Hautpersonen natürlich mit der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und besonders mit der deutschen Währungsgeschichte. So erleben wir an der Seite der Freunde das Wirtschafswunder in den 50er Jahren, die Rezession in den 60er, die Ölkrise in den 70er, die Teilung Deutschlands, die Wiedervereinigung und die Einführung des Euro.  Trotz seiner vielen Seiten zieht sich der Roman an keiner Stelle – Prange gelingt es, den Leser spannend durch die deutsche Geschichte zu führen, ohne ihn mit trockenen Fakten zu langweiligen. Er erzählt sehr mitreißend und vereinnahmend, seine Szenen kreiert er sehr detailreich und liebevoll, seine Charaktere sind lebendig, fein gezeichnet und glaubhaft. Auch das Leben der Protagonisten wird sehr nah, sehr echt beschrieben. Der Roman bietet einfach die ganze Bandbreite des Lebens: Es wird geliebt, gehasst, gestorben, geheiratet und sich geschieden. Es werden Intrigen gesponnen, Träume beerdigt und um Gerechtigkeit gekämpft. Manchmal scheitern Menschen, andere haben Erfolg, andere rappeln sich nach schweren Schicksalsschlägen wieder auf. Wie Detailverliebt der Roman ist, zeigt auch, dass Peter Prange – der übrigens selbst aus Altena stammt – sich und seine Familie selbst in Nebenrollen in die Geschichte mit eingewoben hat. Natürlich sind all diese Szenen reine Fiktion – wie Prange im Vorwort betont. Eine ganz große Leseempfehlung für alle, die Menschenschicksale mögen und sich für die jüngere Geschichte Deutschlands interessieren.