Rezension

Diamantina, ein Leben auf Madeira

Die Tochter des Seefahrers - Linda Holeman

Die Tochter des Seefahrers
von Linda Holeman

Bewertet mit 4.5 Sternen

Im 18. Jahrhundert auf einer kleinen Insel vor Madeira wächst Diamantina auf. Sie ist die Tochter eines niederländischen Seemanns und einer geheimnisvollen Frau, die schon lange auf der Insel lebt. Für die Menschen dieser Insel ist das Leben nicht leicht. Gerade für Diamantina und ihre Mutter sind Hunger und Armut ein ständiger Begleiter. Arie, der Seemann hat seine Familie verlassen, als die Tochter noch nicht ganz erwachsen ist. Sie träumt ständig davon dem Vater nach Brasilien zu folgen, aber das Schicksal meint es anders mit ihr und so führt sie ihr Weg zunächst nach Madeira, wo sie Arbeit und ein neues Leben findet.

Hier wird die Lebensgeschichte einer jungen Frau erzählt, das heißt eigentlich erzählt Diamantina ihre Geschichte selbst. Die Ich-Perspektive sorgt dann auch dafür, dass der Leser direkt bei ihr ist und ihre Höhen und Tiefen miterlebt. Es fällt leicht mit dem Mädchen zu gehen und ihr dabei zuzuschauen, wie sie ihr Leben gestaltet. Sie wächst auf als Mischlinkskind zwischen einem niederländischen Seemann und einer algerischen Frau, die zudem auch noch als Heilerin arbeitet. Auf dieser kleinen Insel bringt das schnell Probleme mit sich. Die Menschen leben im katholischen Glauben, und dass die Mutter eben nicht katholisch ist und der Vater früh wieder fort ist, sorgt für Spannungen. Nicht jeder ist diesen beiden Protagonisten zugetan. Diese Spannungen zwischen den Menschen sind wunderbar eingefangen und wiedergegeben. Gerade der Dorfpfarrer sorgt dafür, dass die Frauen nicht unbedingt in die Dorfgemeinschaft aufgenommen werden.

So wurden Diamantina viele Steine in den Weg gelegt, denn im 18. Jahrhundert war es einer Frau nicht gestattet, ihr Leben selbst zu bestimmen. Sie musste bald erkennen, dass sie sich fügen muss, wenn sie ihre Ziele erreichen will. Ganze 20 Jahre darf der Leser sie nun begleiten und erleben wie aus einem kleinen Mädchen, welches zunächst behütet aufgewachsen ist, eine starke Frau wird, die ihr Leben eben doch selbst in die Hand nimmt. Zunächst lebt sie auf der kleinen Insel und später führt ihr Weg nach Madeira. Ihr Leben nimmt Wendungen, die sie selbst nicht für möglich gehalten hätte. Dabei lernt sie Menschen kennen, die ihr ans Herz wachsen und die sie nicht enttäuschen will. Es gibt aber auch Charaktere, die sie vielleicht lieber nicht getroffen hätte. Denn auch die weniger netten Protagonisten sind gut beschrieben und sorgen für ein wenig Dramatik in der Geschichte.

Der historische Hintergrund ist wunderbar in die Geschichte eingearbeitet, so dass der Leser das Leben dieser Zeit und auf den Inseln gut nachverfolgen und verstehen kann. Gerade was die Frauenrolle betrifft, ist es der Autorin gelungen, authentisch zu schreiben. Es macht einfach Spaß die Geschichte von Diamantina zu lesen. Zudem gibt es interessante Einblicke in das Leben dieser Zeit und einige historische Ereignisse sind auch glaubhaft mit eingearbeitet.

„Die Tochter des Seefahrers“ ist eine einfühlsame Geschichte einer jungen Frau, mit ihren Höhen und Tiefen. Es zeigt von dem Leben der Zeit und hält eine schöne Liebesgeschichte parat.