Rezension

Die another day

Exkarnation - Krieg der Alten Seelen - Markus Heitz

Exkarnation - Krieg der Alten Seelen
von Markus Heitz

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ich bin wieder einmal ein wenig zwiegespalten. Einerseits kann Heitz extrem gut und spannend schreiben, andererseits bringt er immer wieder Aspekte rein, die ich für überflüssig oder sogar blöd halte. Und vor allem finde ich es sehr irreführend vom Verlag, etwas von "Thriller" auf das Cover zu schreiben, denn das könnte Nicht-Heitz-Kenner ernsthaft sauer machen, wenn sie einen normalen Thriller erwarten, aber mit paranormalen Aktivitäten empfangen werden.

Doch zur Story selbst: Claire ist eine Frau in den besten Jahren, die ihren Mann, ihre Tochter und ihre Schwester liebt. Außerdem besitzt sie ein kleines, aber feines irisches Café in Halle. Ihr Leben verläuft unaufgeregt, aber zufrieden - bis zu dem Tag, an dem ihr Mann überfallen und ermordet wird. Claire, die ihm zu Hilfe eilen wollte, ereilt dasselbe Schicksal. Statt sich jedoch ihre Seele von der körperlichen Hülle entfernt, fährt sie in eine andere, gerade gestorbene Person ein. Damit setzt sie jede Menge weitere Ereignisse in Gang, in deren Verlauf Claire von den Seelenwanderern erfährt: Menschen, deren Seele die Fähigkeit besitzt, von einem anderen Menschen Besitz zu nehmen und somit unsterblich zu werden. Einige dieser Seelenwanderer tragen einen brutalen Krieg miteinander aus, seit Jahrhunderten schon. Gute oder böse Seiten? Eher Fehlanzeige. Die "Alten Seelen" kämpfen um Macht und noch mehr Macht.

In einem zweiten Handlungsstrang treffen die (zumindest erfahrenen Heitz-) Leser auf einen bekannten Protagonisten, Eric Kastell. Wer Sanctum oder Ritus gelesen hat, weiß, wer dieser Mann ist. Und genau hier setzt meine größte Kritik an. Dieser Handlungsstrang gehört zwar auf gewisse Art zu der Claires - zumindest die Leser bekommen immer mehr mit, wie, warum, weshalb etwas abläuft -, aber er krankt. Er krankt schon mal an Eric selbst, den ich noch nie leiden konnte, denn er ist von allen "Guten" irgendwie das größte Ar... ein rechter Armleuchter, wollte ich sagen. Immer haushoch von sich überzeugt, setzt er eigentlich alles in den Sand, was er sich vorgenommen hat. Einerseits ist er mit unglaublichen Fähigkeiten ausgestattet, die ihm seine mittlerweile dämonische Seite liefert, andererseits passiert immer im entscheidenden Moment etwas, das seine Pläne umstößt. Obwohl als superschnell und superstark beschrieben, kommen seine entscheidenden Schläge immer einen Bruchteil zu spät oder er entscheidet sich immer für die schlechteste aller möglichen Lösungen, habe ich das Gefühl.

So gab es also in dem Buch zwei Hauptprotagonisten, die wir begleiten durften, und jede Menge Nebendarsteller, die alle ihre eigenen Ziele verfolgten und von denen sich manche im Nachhinein noch mal als völlig anders entpuppten als angenommen. Heitz ist ein Meister im Erschaffen von Plottwists und Langeweile kommt selten auf; trotzdem fragt man sich manchmal, was manche Passagen bringen sollten und ob manche Entscheidungen wirklich nachvollziehbar sind.

Fazit: Gewohnt guter Schreibstil und ungewöhnliche Ideen treffen auf nicht immer völlig überzeugenden Plot.

Kommentare

LESERIN kommentierte am 04. September 2014 um 19:36

Dito...manche Sachen, die er schreibt, sind, sorry, irgendwie doof, auch wenn der Rest gut ist. Und Eric ist einfach unheimlich überzeichnet, fast eine Comicfigur...