Rezension

Die Anziehungskraft der Girls

The Girls - Emma Cline

The Girls
von Emma Cline

Bewertet mit 4 Sternen

Evie ist 14 und ihre Eltern haben sich gerade getrennt. Ihr Vater ist mit seiner jungen Assistentin in einen anderen Ort gezogen und ihre Mutter ist zu sehr mit ihrem Kummer und ihrer Suche nach Trost beschäftigt um sich richtig um Evie zu kümmern. Sogar ihre beste Freundin wendet sich von ihr ab.  Sie fühlt sich von allen verlassen und ist deswegen wohl besonders empfänglich für die „Girls“: eine Gruppe verwahrloster Mädchen, die auf einer Farm leben und Evie bei sich willkommen heißen. Bald verbringt sie fast ihre gesamte Zeit dort.

Bevor ich dieses Buch begann hatte ich nur den Klappentext gelesen, ich wusste sonst nichts darüber. Irgendwie hatte ich etwas anderes erwartet, eher eine Geschichte über Teenager und einen Sommer mit düsteren Geheimissen. Was dann kam, hat mich etwas schockiert. Die Mädchen auf der Farm leben in einer Art Harem und ihr Mann und Anführer heißt Russell. Erst spät habe ich gemerkt, um was es hier wirklich geht: es geht um die Geschichte von Charles Manson und seiner „Family“. Viele Details sind zwar abgeändert, aber das Buch basiert ganz eindeutig auf der wahren Geschichte.

Emma Cline hat einen tollen Erzählstil und hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Allerdings gab es einige Details, die ich in dieser Geschichte schwer ertragen konnte und deswegen war es kein reines Vergnügen dass Buch zu lesen. Das betrifft einerseits die Kinder, die vollkommen verwahrlost auf der Farm aufwachsen. Und dann natürlich das große Finale (wer die Geschichte von Charles Manson kennt dürfte wissen worauf das Buch hinausläuft). Hier war die Geschichte im Buch sogar noch grausamer als in Wirklichkeit, da habe ich mich gefragt, ob das jetzt wirklich nötig war.

Das Buch kommt mir vor wie ein Erklärungsversuch: was waren das für Mädchen, die sich Charles Manson anschlossen? Warum konnte er sie dermaßen beeinflussen? Bei Evie ist diese Darstellung sehr gelungen.

Auch die Erzählperspektive aus Evies Sicht finde ich einen genialen Kniff, ich kann das hier aber leider nicht begründen ohne zu viel zu verraten.

Ich hoffe sehr, dass Emma Cline weitere Bücher schreibt. Ihr Stil hat mir sehr gefallen und ist vielsprechend, auch wenn mir bei „The Girls“ das Thema nicht so gelegen hat.

Das Buch ist übrigens ein richtiger Hingucker, in echt sieht es noch viel beeindruckender aus als die Coverabbildung im Internet.