Rezension

Die bittere Wahrheit hinter dem süßen Schein

Sweetbitter - Stephanie Danler

Sweetbitter
von Stephanie Danler

Die junge Tess will nach dem College der langweiligen Kleinstadt entfliehen und zieht nach New York. Um überleben zu können, muss sie einen Job als Kellnerin annehmen,  denn New York ist teuer. Obwohl die Arbeit in dem Sternerestaurant knochenhart ist, gefällt es ihr und sie möchte ein akzeptierter Teil der Belegschaft sein. Der Weg dahin führt leider nur über Drogen und Alkohol.

Stephanie Danlers Buch "Sweetbitter" war ein großer Erfolg in den USA. Hier scheint es die Leserschaft zu spalten. Als leidenschaftliche Genießerin wollte ich das Buch natürlich auch lesen, versprach es doch großen Genuss, tiefe Einsicht in die Sternegastronomie, man verspürt angeblich großen Hunger bei der Lektüre. Hätte ich nur das erwartet, dann wäre ich tief enttäuscht worden. Denn das Buch ist ganz anders. Ob die Kritiker auf dem Umschlag es wirklich gelesen haben, ich wage es fast zu bezweifeln. Das Buch zeigt zwar die Sternegastronomie, aber vor allem die bittere Wahrheit hinter dem süßen Schein.

Das Arbeiten dort ist ein echter Knochenjob, die Arbeitszeiten sind Unzeiten. Man schuftet, wenn die anderen frei haben und schlafen. Am Ende des Abends ist man regelmäßig so aufgedreht, dass nur noch Alkohol, Drogen und Sex helfen, einigermaßen Ruhe zu finden. Um endlich schlafen zu können, damit man am nächsten Tag wieder fit ist für ein neues Spiel. Die Autorin beschreibt dieses Leben sehr detailliert und mit einer schonungslosen Härte, die zeigt, wie es hinter der schönen Fassade wirklich aussieht. Der enorme Leistungsdruck, die hohen Anforderungen, der Wunsch dazu zu gehören, all diese Dinge führen dazu, dass man diesem Teufelskreis kaum mehr entfliehen kann. Durch die knappe, prägnante Sprache und die ständigen Perspektivenwechsel wird das obsessive Verhalten der Protagonisten deutlich. Auch wenn es hier als Fiktion verkauft wird, einen wahren Kern gibt es leider, das weiß ich aus eigener Erfahrung.

Vermisst habe ich etwas die versprochenen kulinarischen Genüsse, die gingen in der aufwühlenden Erzählung unter. Das Buch wird mich trotzdem nicht mehr so schnell loslassen.