Rezension

Die ersten Opfer eines Krieges

Legende der Welten - Band 1: Erben des Zorns - Petra E. Jörns

Legende der Welten - Band 1: Erben des Zorns
von Petra E. Jörns

Bewertet mit 2.5 Sternen

Einst wurden die magiebegabten Sidhe in die Anderwelt verbannt, um einen Krieg zwischen ihnen und den Menschen aufzuhalten. Ardainn – Sohn des Lords der Mittellande – ist auserwählt, das Land vor einem neuen verheerenden Krieg zu bewahren! Denn die Zeit der Verbannung ist bald zu Ende…

"Erben des Zorns" beginnt mit der Erschaffung der Welt. So erfährt der Leser grundlegendes über die Völker und ihre Verbindung zu den zwei "Dimensionen", die in diesem Buch eine wichtige Rolle spielen.
Was zunächst etwas trocken klingt, ist ein interessanter und gut beschriebener Einstieg. Man merkt, dass sich die Autorin umfangreiche Gedanken zu ihrer Welt gemacht hat.
Nach dem Prolog wird der Leser dann direkt ins geschehen geworfen. Man lernt Ardainn und seinen Waffenbruder kennen und es beginnt ein interessantes High-Fantasy-Drama.

Zu Beginn konnte ich mich mit der Protagonisten noch sehr gut identifizieren. Die Story war spannend und mitreißend. Aber dann verfällt Ardainn immer mehr Zorn, Hass und Verzweiflung. Blutige Kämpfe reihen sich aneinander. Und ich hatte manchmal das Gefühl, dass entweder Ardainn oder die Autorin das Ziel aus den Augen verloren hat. Nämlich die Rettung der Menschen, denn die Opfer sind in der Hauptsache auf der Seite der Menschen zu beklagen.

Allerdings zeigt die Autorin sehr anschaulich die Abgründe der menschlichen Seele und das Grauen, das durch Gewalt und Krieg entsteht. Sie macht dabei auch vor Themen wie Vergewaltigung, Misshandlung und körperlicher Liebe von (Halb-)Geschwistern nicht halt.
Die Kämpfe sind sehr anschaulich und temporeich beschrieben.
Und der Konflikt sowohl im Inneren von Ardainn, als auch zwischen den einzelnen Parteien der Menschen und der anderen Völker ist sehr gut ausgearbeitet.

Ich habe immer gehofft, dass Ardainn nochmal die Kurve bekommt und zu dem wird, was man wohl einen großen Helden nennt. Aber das ist für diese Geschichte eich vorgesehen. Er bewegt sich immer mehr auf den Abgrund zu und vermag an Ende die Spirale aus Zorn, Gewalt und Tod beinahe nicht mehr zu durchbrechen.

"Erben des Zorns" ist daher eher nichts für schwache Gemüter und auch nichts für diejenigen, die gerne feel-good Fantasy lesen, in der Gut und Böse immer deutlich voneinander getrennt sind. Vielmehr wird hier die harte Realität des Krieges in ein fantastisches Gewand gepackt.

Besonders gut gefallen hat mir, dass die Autorin bei der Namensgebung all ihrer Figuren und bei deren Kultur Anleihen bei realen, menschlichen Kulturen gemacht hat (Schotten, Indianer uvm.). Diese Referenzen werden am Ende des Buches in einem ausführlichen Glossar, mit Lautschrift aller Namen aufgezeigt.

Insgesamt handelt es sich bei dem Buch also um einen anspruchsvollen und meist sehr expliziten Fantasy-Epos.
Wer die Härte der Realität in einer Fantasy-Welt erleben möchte, dem sei dieses Buch empfohlen.