Rezension

Die Fälle der Jackie Dupont - Teil 1

Sechsunddreißig Diamanten und ein Mord - Ruby Royce

Sechsunddreißig Diamanten und ein Mord
von Ruby Royce

Bewertet mit 3 Sternen

Krimi der 20er mit cleverer Fallkonstruktion, aber unsympathischen Charakteren

Cover

Das Cover mit der rauchenden Frauenhand vor schwarzem Hintergrund passt in Kombination mit dem Schriftbild hervorragend zu einem Krimi der 1920er Jahre. Die Oberflächengestaltung dagegen war matt und fühlte sich stumpf an und entsprach nicht ganz meinem Geschmack.

Inhalt

Auftakt einer neuen Krimireihe in den 1920er Jahren: Der Duke of Surrey, Christopher St. Yves, Spitzname Kit, ist geläuterter Kriegsheld, vermögender Witwer, reformierter Lebemann und Kunstfälscher aus Leidenschaft. Als er mit seiner Verlobten, Miss Anne Fortescue an der französischen Riviera an einer Yachtparty teilnimmt, geschieht plötzlich ein Mord, bei dem das Diamanteincollier des Opfers spurlos verschwindet. Bei den Mordermittlungen rückt er zum Überfluss nicht nur in den engeren Kreis der Verdächtigen, sondern wird auch von seiner Vergangenheit eingeholt: Ermittlerin ist die clevere und abgebrühte Privatdetektivin Jackie Dupont, die gemeinsam mit ihrem männerverachtenden Hund Sargent die Spurensuche beginnt. Erstaunlicherweise ähnelt sie Kits verstorbener Frau bis aufs Haar...

Mein Eindruck

Ich liebe die Zeit der 1920er Jahre und meine Erwartung war ein cleverer konstruierter Krimi mit viel Riviera-Feeling zu besagter Zeit. Dabei fiel es mir besonders am Anfang sehr schwer, in den Krimi reinzukommen, da es von neuen Personen zunächst nur so wimmelte. Besonders die ersten 100 Seiten empfand ich den Plot sehr "ruckelig" und arg konstruiert. Die Persönlichkeiten, sind für meinen Geschmack sehr klischeehaft überzogen. Verwirrt hat zudem der ständige Wechsel zwischen der Sicht aus Kit, eingestreuten Briefen aus der Vergangenheit und der Sicht Jackie Duponts. Vor allem, weil es dabei auch Sprünge in den Zeiten gab, die nicht zu Beginn des Kapitels klar gekennzeichnet waren. So begleitete man als Leser erst Kit eine Zeitlang, dann wurde zu Jackie gesprungen und ein Stück in der Zeit wieder zurückgegangen. Zwar wurde nach ein paar Absätzen klar, an welcher Stelle man in die Zeit zurückgereist war, aber den Lesefluss hat es ein wenige gestört, weil man nicht direkt zu Beginn des Kapitels wusste, wo man sich befand.

Im späteren Verlauf hatte ich mich dann eingelesen und nachdem das erste Drittel sich eher um die Einführung der vielen Haupt- und Nebencharaktere drehte, nahm die Ermittlung später richtig Fahrt auf und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Die Auflösung des Mordes hat mich definitiv überrascht und gefiel mir sehr gut. Die Falllösung ist für mich das Beste an diesem Krimi und ab der Hälfte des Buches hatte ich das Gefühl, die Autorin hatte sich so warm geschrieben, dass das Ganze wirklich flüssig wirkte.

Leider konnte ich mit den Hauptcharakteren recht wenig anfangen. Kit ist ein Lebemann, sucht sich Frauen eher aus oberflächlichen Gründen aus und außer seinem schlechten Gewissen scheint er kaum wahre Gefühle zu kennen. Im Vergleich zu Jackie, die arrogant und dominant auftritt, wirkt er wie ein getretenes Schoßhündchen. Das "Schoßhündchen" von Jackie heißt Sargent und ist eine kleiner Mischling, angeblich hochintelligent. Er hasst Männer, hat seinen eigenen Kopf und wird von Jackie nach Strich und Faden verwöhnt. Ich mag ihn genauso wenig wie Jackie, die arrogante Superfrau, die wenig von Männern hält und scheinbar gibt es nichts, dass sie nicht perfekt beherrscht: Rennautos fahren, Schwimmen, Tauchen usw. Sehr überzogen und unrealistisch. Bei männlichen Detektiven der 20er Jahre würde mich das vermutlich weniger stören, vielleicht mag ich sie nicht, weil ich eben von einer Frau auch ein paar positive Gefühle und Schwächen erwarte - zumindest dem Leser gegenüber bzw. ihrem Tagebuch.

Mit Jackie und Kit konnte ich schwer warm werden. Die Faszination, diese Buch dennoch weiterzulesen und dem Folgeband entgegenzufiebern ist ausschließlich der Falllösung sowie dem Geheimnis um Jacks Vergangenheit geschuldet. Zudem ging mir bei der ganzen Action auch die Atmosphäre, der Flair der 20er Jahre etwas verloren, von der ich mir zukünftig mehr erhoffe.

Fazit

Krimi der 20er mit cleverer Fallkonstruktion, aber unsympathischen Charakteren