Rezension

Die Geister, die ich rief...

Das Eis - Laline Paull

Das Eis
von Laline Paull

Bewertet mit 4.5 Sternen

Da ich noch nie ein Buch gelesen hatte, das in der Arktis spielt, war ich sehr gespannt auf „Das Eis“. Die Leseprobe hatte mir sehr gut gefallen, doch als ich dann das Buch las, fiel es mir zunächst schwer, in das Geschehen hineinzukommen. Ich wusste zuerst nicht, wer wer ist, und die Zeitsprünge, die oft nicht einmal als solche gekennzeichnet sind, waren ebenfalls sehr verwirrend. Doch nach diesem etwas mühsamen Einstieg hat mich das Buch gefesselt.

Zu Beginn erleben wir eine Gruppe wohlhabender Kreuzfahrttouristen in der Arktis, die unbedingt einen vom Werbeprospekt versprochenen Eisbären in natura sehen möchte. Mittels Drohne wird ein Eisbär ausgemacht und, quasi als Zugabe, erlebt die Gruppe noch die Kalbung eines Eisbergs, bei der die Leiche eines vor Jahren verunglückten und verschollenen Umweltaktivisten freigelegt wird.

Das Buch beleuchtet die Hintergründe seines Todes, aber auch die diversen politischen und wirtschaftlichen Interessen in der Arktis. War Tom Hardings Tod in einer zusammenstürzenden Eishöhle durch die Klimaerwärmung und das dadurch in die Höhle eindringende Wasser bedingt? Oder handelt es sich um ein Verbrechen, um zu verhindern, dass Harding Informationen öffentlich macht, die eine Gruppe von Investoren mit aller Macht geheim halten möchte?

Einer der Investoren ist Sean Cawson, ein langjähriger Freund Hardings, dem es gelungen war, Harding von seinem Projekt, einer mit der Natur im Einklang stehenden Luxus-Lounge mitten in der Arktis, zu überzeugen. In den Jahren davor hatten die Freunde sich aus den Augen verloren bzw. waren sich aus dem Weg gegangen. Was war zwischen ihnen passiert?

Eine Gerichtsverhandlung, in der die Umstände von Hardings Tod geklärt werden sollen, gibt letztendlich Aufschluss über die Geschehnisse und die erschreckenden und skrupellosen Machenschaften gewisser Investoren. Obwohl die Geschichte fiktiv ist, werden genügend Fakten genannt, die – ohne erhobenen Zeigefinger – dem Leser bewusst machen, wie fragil und gefährdet das Ökosystem der Arktis ist. Ein spannendes und informatives Buch, absolut lesenswert.