Rezension

Die geistreichen Jugendwerke Austens sollte sich kein Fan entgehen lassen!

Die schöne Cassandra. Sämtliche Jugendwerke - Jane Austen

Die schöne Cassandra. Sämtliche Jugendwerke
von Jane Austen

Meine Meinung

Mit „Die schöne Cassandra“ ist zum ersten Mal eine vollständige Sammlung von Jane Austens Juvenilia (Jugendwerke) in deutscher Übersetzung von Ursula und Christian Grawe (Christian Grawe übersetzte auch bereits die Romane Austens ins deutsche) erschienen. In dieser Sammlung finden sich Kurzgeschichten ebenso wieder, wie Briefe und Theaterstücke.

Die unterschiedlichen Texte geben näheren Einblick, wie sich Jane Austens Schreibkunst im Laufe der Zeit entwickelt und wie Austen ihrem Handwerk immer mehr Feinschliff und Gefühl verliehen hat. Jane Austen hatte schon immer ein gutes Auge für Beobachtungen im gesellschaftlichen Kreis. Genau dieses Talent scheint bereits in ihren Jugendwerken hindurch.

Je weiter man in der Sammlung der Werke von 1787 bis 1792 voranschreitet, desto stärker bemerkt man, wie Jane Austen ihr Schreibhandwerk verbessert und ihre Sätze zu dem Stil heranreifen, den wir aus ihren späteren Romanen kennen und lieben.

Zum Abschluss von „Die schöne Cassandra“ gibt es noch ein Nachwort von Christian Grawe in dem sich Anmerkungen zu den Geschichten befinden. Zudem werden Austens schrifstellerische Werke in einen historischen Kontext gebracht der die Geschichten-Sammlung abrundet.

"In einer Gesellschaft wie Jane Austens, die einen strikten Kodex von Anstandsregeln befolgte, deren Missachtung soziale Missbilligung, wenn nicht gar Verfemung bewirkte, mussten all diese Gestalten und Handlungen um so ungeheuerlicher und unglaublicher wirken und daher zum Lachen reizen."  (Seite 311)

Ein richtiger Jane Austen Fan wird große Freude an den spritzigen, humorvollen, ironischen und sarkastischen Erstlingwerken Austens haben. Man kann sich regelrecht bildlich vorstellen, wie es im Hause Austen zugenganen sein muss, wenn Jane ihre Geschichten im Familienkreis vortrug und damit für herzhafte Lacher sorgte. Obwohl ich normalerweise kein großer Freund von Kurzgeschichten bin, hat mich Jane Austen mal wieder vorzüglich unterhalten.