Rezension

Die Generation „Perfektes Leben“

My Not So Perfect Life - Sophie Kinsella

My not so Perfect Life
von Sophie Kinsella

Bewertet mit 4 Sternen

Die Schönen und Reichen machen es vor: es Instagram-Foto vom Urlaub auf der Segelyacht im Mittelmeer, eine Twittermeldung aus dem neuesten In-Restaurant, der Facebook-Post vom hipsten Event der Stadt… So stellt sich auch Katie ihr Leben in London vor, als sie ihren (schlecht bezahlten) Assistenz-Job bei einer Marketingagentur antritt. Dass das meiste der glamourösen Welt ihrer Kollegen und Freunde nur schöner Schein ist, merkt sie zunächst nicht. Als sie von ihrer ach so tollen Chefin, der Karrierefrau Demeter, auch noch einfach so gefeuert wird, liegt ihre Welt in Scherben.

Um sich nicht bloßstellen zu müssen, erzählt sie ihrem Vater, sie habe 6 Monate Sabbatical genommen und könne problemlos helfen, seine neue Geschäftsidee aufzubauen – eine „Glamping Farm“ (glamping = glamourous/camping). Als plötzlich Demeter mit ihrer Familie auftaucht, um den neuesten Schrei für erholungsbedürftige Londoner auszuprobieren, sieht Katie ihre Chance gekommen sich an Demeter zu rächen. Und das tut sie mit Wonne. Zunächst. Später mit Gewissensbissen. Denn auch Demeter ist nur ein Mensch, wie Katie langsam klar wird. Hinter der Karrieretussi stecken Ängste, Sorgen und eine Menge Unsicherheit… und beide lernen, dass das Leben nicht perfekt sein muss, damit man es genießen kann.

Die Aussage dieses kurzweiligen Romans von Sophie Kinsella hat mir gut gefallen. Weniger ist manchmal mehr und es muss nicht immer alles toll sein. Das Leben ist nun mal nicht immer perfekt. Bei keinem. Diese Aussage ist in eine hübsche Geschichte verpackt – mit Katie als sympathischer Hauptfigur und Demeter als wunderbar dargestellter Karrierefrau. Zwischen den Zeilen klingen die Probleme des digitalen Zeitalters an – die Schnelllebigkeit, die Macht der (retouschierten) Bilder und Internet-Posts. Jeder kann sich eine Welt erschaffen, wie er sie gern hätte – wieviel Wahrheit tatsächlich drin steckt, ist nebensächlich. Hauptsache viele Klicks und Follower.

Auch wenn die Geschichte fluffig und locker daher kommt – es steckt aus meiner Sicht viel Wahres drin. Und schon deshalb lohnt sie sich zu lesen, trotz der ab und zu aufkommenden Längen. Ich hab mich dennoch gut unterhalten gefühlt. Und Fiona Hardingham liest das Buch mit einer Aufgewecktheit, die gut zur Geschichte passt und kleine Schwächen im Plot wieder wett macht.