Rezension

Die Geschichte einer Familie

Das geheime Lächeln - Bettina Storks

Das geheime Lächeln
von Bettina Storks

Als mich die Autorin fragte ob ich ihr Buch lesen wolle, konnte ich nix anderes außer ja sagen. Wie hätte ich auch ablehnen können, hatte mich ihr letztes Buch doch so dermaßen berührt und unterhalten. Zudem konnte mich niemand so sehr für Frankreich faszinieren, ein Land das mich bisher sehr wenig beschäftigte. 

Eines kann ich schon sagen, in diesem Buch steckt pure literarische Magie, die sich mit jeder Seite weiter entfaltet.

Gedanklich bin ich noch immer in diesem Buch, da mich die Eindrücke einfach nicht los lassen wollen. Denn auch wenn ich das Buch erst einmal gelesen habe, fühlt es sich so an als wäre die Geschichte jetzt ein Teil meines Lebens. 

Die Geschichte spielt sowohl in Deutschland als auch in Frankreich und das in 2 verschiedenen Jahrzehnten. Zum einen erleben wir die Neuzeit und zum anderen, die 1930er Jahre. Gerade letzteres fühlte sich sehr realistisch an und beeindruckte durch facettenreichen Details. Es werden Kleinigkeiten erwähnt wie der Beruf des Lampenlöschers der Abends durch die Stadt zog und die Laternen löschte oder aber auch Gerätschaften wie Kameras und Autos. Auch der Umbruch mit dem "Deutschen Reich" findet seinen Weg in die Geschichte und bewegte mich zutiefst, da ich mit dieser nur wenig betraut bin. 

Hätte ich am Ende des Buches nicht gelesen, das einige Orte oder Gegebenheiten erfunden sind, hätte ich vermutlich jedes einzelne Wort geglaubt. Tatsächlich hat die Autorin eine Netz aus Fiktion und Wahrheit gesponnen, welches man kaum aus einander halten kann. Orte wirkten zu echt, als das sie erfunden wären und so manche Geschichte wirkte zu unwahrscheinlich als das sie wahr sein könnte. 

Frau Storks versteht es mit Worten umzugehen und schafft es dadurch ganze Kapitel gerade zu melodisch klingen zu lassen. Dies sorgte auch dafür das ich gerade zu geschmeidig durch die Geschichte kam und mir ebenfalls wünschte ein so ausgeprägtes Vokabular zu beherrschen. 

Auch wenn das Buch über 450 Seiten besitzt, spürt man diese nicht. Man ist so gefangen von der Geschichte, das man diese vollkommen missachtet und einfach nur liest. Zwischendurch werden Straßen und Orte mit ihrer französischen Schreibweise geschrieben, was ich jedoch meist übersah und mir einfach einprägte wie sie geschrieben waren. So kam ich sehr gut durch das Buch, ohne Abstriche machen zu müssen.

Emilia ist, wenn auch fiktiv, eine Person die ich zu tiefst schätze. Sie ist emotional, denkt aber stets rational und verblüffte mich stets mit ihren Kenntnissen. Ihr Herz schlägt für ihre Familie und das spürt man auch. Sie bemüht sich um ihre Mutter, die mit depressiven Phasen zu kämpfen hat, welche durch ihre Vergangenheit hervorgerufen wurden. Dies erfolgt mit soviel Hingabe, das es mich zu Tränen rührte. Allgemein ist Emilias Familie ein Hort der Sympathie. Sie wird von ihren Kindern geschätzt und hat einen Mann, welcher zwar einen Fehler machte, diesen aber um jeden Preis wieder gut machen möchte. Tatsächlich regte dieser Fehler, meine Gedanken an, da ich überlegte, wie ich handeln würde.

Auch ihre Großmutter Sophie ist eine bemerkenswerte Frau, die sich gegen ihre Familie auflehnte um ihren Traum von einem Leben in Paris zu leben. Wo man am Anfang noch eine zarte Person erliest, haben wir am Ende eine gestandene Frau. Leider ist diese gebrochen, da ihr Leben auch Schattenseiten hatte. Selten, konnte mich eine Figur so sehr von Paris überzeugen, da sie in jeder Ecke etwas wundervolles fand. 

Jean-Pierre wird nach und nach immer mehr ein großer Teil der Geschichte. Der anfangs noch sehr wortkarge Mann, schaffte es im Laufe der Geschichte aufzublühen, wodurch seine Verbindung zu Sophie, immer mehr an Bedeutung gewann. Seine eigene Vergangenheit ist eine Geschichte mit sehr viel Tiefgang und mit mehr Hindernissen, als ein Mensch ertragen könnte, aber er schaffte es. Am Ende freute ich mich für diesen Mann eine Familie gefunden zu haben, die ihn so nimmt wie er ist.

Neben den vielen Beschreibungen, die es möglich machten, sich jede Person fast bis ins Detail vor zu stellen, war es um so bewegender sich in jede Persönlichkeit hinein denken zu können. Wut, Trauer, Mitleid, waren nur eine der wenigen Emotionen die ich durch die Protagonisten spüren lernte. Dies sorgte auch dafür, das man sich jede Person merken konnte. Selbst kleinere Auftritte von Charakteren blieben im Gedächtnis und waren sofort wieder abrufbar. 

Am Anfang noch ein Rätsel, doch nach lesen des Buches ein kleines Highlight, denn auf dem Cover sehen wir eine der Hauptcharaktere, welche einen Mantel in ihrer Lieblingsfarbe trägt. 

Das Cover könnte ich mir stundenlang ansehen und hätte immer noch nicht genug, denn die Frau darauf fasziniert mich einfach. Kein Wunder, erfahren wir im Buch so einige bewegende Dinge. 

Ich finde es sehr schön, das man dem Cover den Vorrang ließ und Autorenname und Buchtitel dezenter gestaltete. Es hat etwas von der Mona Lisa, bei welcher man auch nur ein Lächeln erahnen kann. 

 Emilias Reise durch die familiäre Vergangenheit brachte ihr nicht nur Sophie näher, sondern auch ihre Mutter und sich selbst. 

Ein Buch das Emotionen weckt und mit jeder Seite mehr an Faszination gewinnt. Ein Erlebnis für die Sinne.