Rezension

Die Geschichte einer Überlebenden

Das Versteck auf dem Dachboden
von Anita Lobel

Bewertet mit 4 Sternen

Anita Lobel, eigentlich Aneta, erzählt in diesem Jugendbuch ihre eigene Geschichte. Aneta wurde 1934 als Kind jüdischer Eltern in Krakau, Polen, geboren. Ihr Vater besaß eine Schokoladenfabrik. Sie waren eine angesehene Familie, denen es gut ging. Sie hatten sogar Personal. Unter anderem die Kinderfrau Niania, die für Aneta und ihren Bruder später zu ihrer wichtigsten Bezugsperson werden sollte. Anetas Vater verließ rechtzeitig das Land, bevor die Nazis eine zu große Gefahr wurden. Ich finde das etwas merkwürdig, dass nur er ging und seine Familie allein ließ. Es war zwar mit Sicherheit einfacher als einzelne Person das Land zu verlassen. Aber man sollte sich doch danach wenigstens drum kümmern, dass die anderen nachkommen können. Dies war hier wohl nicht der Fall. Anetas Mutter besorgte sich einen falschen Pass und konnte sich so durchschlagen. Zum Schutz der Kinder sollte nun die Kinderfrau Niania auf die beiden aufpassen und sie für ihre Kinder ausgeben. Es beginnt eine lange Odyssee der Flucht. Zunächst zu Verwandten des Vaters, später in Nianias Herkunftsdorf. Letztendlich in ein Kloster. Dort fliegen Aneta und ihr Bruder leider auf und werden deportiert.

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Aneta erzählt. Meist auch aus dem Blickwinkel eines Kindes. Somit eignet sich dieses Buch gut für Jugendliche/ältere Kinder. Ich selbst habe dieses Buch zum ersten Mal mit 12 oder 13 gelesen. Daraufhin habe ich weitere Bücher über die NS-Zeit gelesen. Für den Einstieg ins Thema finde ich dieses Buch gut geeignet. Es ist nicht zu schlimm, dass es für Kinder nicht angebracht wäre.

Sehr gefallen hat mir, dass auch Bilder/Fotos enthalten sind. Diese sind in mehreren Sammlungen zwischen dem Text untergebracht. Allerdings verraten diese häufig schon Dinge, die erst später im Text erwähnt werden.

Ich hatte das Buch in guter Erinnerung, doch nach dem erneuten Lesen gefällt es mir nicht mehr ganz so gut. Es gibt sicherlich bessere Jugendbücher über die NS-Zeit. Irgendwie war mir Aneta auch etwas unsympathisch.

Ein großer Kritikpunkt ist für mich der Titel. Im ganzen Buch ist mir kein Versteck auf dem Dachboden untergekommen. Verstecken musste sich die kleine Aneta sehr häufig und sehr lang. Aber bei diesem Titel hätte ich erwartet, dass es ein längeres Versteck auf einem Dachboden gibt.

Letztendlich vergebe ich dennoch vier von fünf Sternen. Da dieses Buch ein guter Einstieg ist, um Kindern oder Jugendlichen das Leben von Juden in der NS-Zeit näher zu bringen.