Rezension

die Geschichte eines kleinen Naivchens

Ich bin Tess - Lottie Moggach

Ich bin Tess
von Lottie Moggach

Bewertet mit 2.5 Sternen

Wenn dich jemand bittet sein Leben zu übernehmen, um selber Selbstmord zu begehen ohne, dass Familie und Freunde trauern, würdest du es tun?
Leila macht genau das für Tess.

 

Nach der Leseprobe wusste ich in etwa, was mich erwartet, dennoch war ich auf die Umsetzung gespannt. Wie soll das gehen, vom Internet aus das Leben eines anderen Menschen zu übernehmen?

Leila lebt alleine und zurückgezogen in einer kleinen Wohnung und verbringt ihre Zeit lieber am PC als mit Freunden und ist somit eine perfekte Kandidatin für den Job.
Die Geschichte wird von Leila erzählt, somit ist schnell klar, dass sie die Sache durchgezogen hat und es mehr oder weniger gut ausgegangen ist. Trotzdem ist es nicht uninteressant, da man als Leser über die Ausführung immer noch im Dunkeln gelassen wird. Leila erzählt, dass sie in einem Forum an den Drahtzieher der ganzen Sache gelangt ist. Adrian. Er übt auf Leila von Anfang an eine gewisse Faszination aus, was ich leider nicht nachvollziehen konnte, da er ziemlich oberflächlich beschrieben wird und zwischendurch sogar ganz verschwindet.

Leila konnte mich auch nicht ganz überzeugen, obwohl ich verstehen kann, dass sie den Job angenommen hat, da Tess ein komplett anderer Mensch als sie selber ist. Hineinversetzen konnte ich mich dennoch nicht in sie vor allem, weil sie mir teilweise ziemlich naiv und unreif rüber kommt. Wer denkt denn, dass es ohne Strafe bleiben wird, wenn man sich als jemand ausgibt, der Selbstmord begangen hat?

Das Buch ist sehr philosophisch, was gut passt, da sich Leila bevorzugt auf solchen Foren rumtreibt. Mich hat es jedoch nicht vom Sockel gehauen. Es war eine leichte Spannung in der Geschichte, da man wissen möchte, wie die Übernahme funktioniert, doch die letztendliche Ausführung war eher uninteressant. Gut fand ich dann aber noch den Part, in Leilas Gegenwart, in dem sie schreibt was sie jetzt gerade macht und wie ihr Leben nach Tess weiter gelaufen ist, nachdem sie sich so sehr in ihre Rolle hineingesteigert hat, dass sie fast geglaubt hat, sie sei jetzt Tess.

Fazit: Kann man lesen, muss man aber nicht. Man sollte sich im Klaren sein, dass sich Leila ziemlich viele Gedanken macht und dass das Buch unter anderem dadurch einige Längen beinhaltet.