Die Geschichte nimmt Fahrt auf...
Bewertet mit 4.5 Sternen
Liv Silber ist ein sechzehnjähriges Mädchen und lebt zusammen mit ihrer Mutter, ihrer kleinen Schwester Mia, ihrem alten Kindermädchen, dem neuen Freund der Mutter, dessen beiden Kindern Grayson und Florence, sowie Hund und Katze in einem Haus in London. Und wie nicht anders zu erwarten, hat sie mit den ganz normalen Problemen eines Mädchens in ihrem Alter zu kämpfen: Stress mit der neuen Patchwork-Familie (samt eigenwilliger Großmutter), die erste große Liebe (natürlich inklusive aller damit verbundener Höhen und Tiefen), Schule, Freunde und so weiter. Doch neben all diesen normalen Konflikten hat Liv noch ein ganz anderes, viel größeres Problem, das ihr Sorgen bereitet. Liv hat die Fähigkeit des luziden Träumens. Sie ist sich also im Traum darüber im Klaren, dass sie träumt und kann bewusst Einfluss auf ihre Träume nehmen, und sogar unter bestimmten Voraussetzungen andere in ihren Träumen besuchen. Soweit so gut, doch Liv ist nicht die einzige mit dieser Fähigkeit: Grayson und einige seiner Freunde sind ebenfalls dazu in der Lage. Eigentlich immer noch kein Problem. Zumal Livs Freund Henry einer dieser Freunde ist und sie sich so auch im Traum treffen und schöne gemeinsame Stunden miteinander verbringen können. Doch irgendwer treibt Böses in den Korridoren, die zu den Träumen der Menschen führen. Merkwürdige Gestalten, die hier eigentlich nichts zu suchen haben, geistern um die Ecken, und dann ist da immer wieder dieses unheimliche Rascheln… Als dann auch noch Livs größte Geheimnisse an die Öffentlichkeit gelangen, und Mia plötzlich mit dem Schlafwandeln anfängt, wobei sie sich zunehmend in Gefahr begibt, beginnt Liv einen Zusammenhang zwischen den seltsamen Ereignissen im Traum und in ihrem realen Leben zu sehen. Schleicht sich etwa jemand heimlich in die Träume anderer um sie auszuspionieren und zu manipulieren? Und welches Ziel verfolgt derjenige damit? Wem kann Liv überhaupt noch trauen? Voller schlechter Vorahnungen macht sie sich daran den Ereignissen auf den Grund zu gehen.
Direkt vorweg: Mir persönlich hat der zweite Band fast noch besser gefallen, als der erste. Die Sprache mit der Kerstin Gier aus Livs Perspektive die Ereignisse schildert, ist immer noch lebhaft, humorvoll und absolut passend zu Genre und Inhalt. Was die Handlung angeht, so finde ich, dass sie in „Silber- Das zweite Buch der Träume“ erst so richtig beginnt. Wie schon am Ende von Teil Eins angedeutet, nehmen die Ereignisse eine Wendung weg von den wirklich phantastischen Bedrohungen durch Dämonen, hin zu Bedrohungen durch Menschen, die zugegeben auch dämonisch sein können. Diese Wendung gefällt mir, da ich so langsam das Gefühl bekomme, den roten Faden der Geschichte zu finden. Trotzdem hätte ich gerne noch die Erklärung für die in Teil Eins durch den angeblichen Dämon begründeten Ereignisse. Aber wer weiß, vielleicht hat der ja doch nochmal seinen großen Auftritt. Was ich wirklich schön fand, ist „Das Regelbuch der Träume“ (S. 408 ff.). Die ganze Idee gefällt mir wirklich gut. Wär doch schön wenn man sich ab und an mal mit jemandem im Traum verabreden könnte, um all die verrückten Dinge zu tun, die man sich im echten Leben nicht leisten kann oder niemals trauen würde. Was den „Tittle-Tattle-Blog“ angeht, so habe ich mich so langsam an die Einträge gewöhnt, die immer mal wieder am Ende eines Kapitels auftauchen. Zumal Secrecy (die mysteriöse Betreiberin des Blogs) eine zunehmend wichtigere Rolle in der ganzen Sache zu spielen scheint. Was mich dafür diesmal im Lesefluss etwas gestört hat, sind die gelegentlichen Fußnoten, die mehr oder weniger wichtige Anmerkungen von Liv zu bestimmten Ereignissen sind, meiner Meinung nach aber nicht wirklich zum besseren Verständnis beitragen. Darüber hinweglesen konnte ich leider auch nicht.
Abschließend lässt sich zusammenfassen, dass dieses Buch auf jeden Fall eine gelungene Fortsetzung der Trilogie ist und mich neugierig auf das Ende der Geschichte gemacht hat. Der dritte Band kann also kommen… In jedem Fall würde ich aber empfehlen, „Silber – Das erste Buch der Träume“ zuerst zu lesen. Die grundlegenden Handlungsstränge werden zwar kurz erläutert, doch um die ganze Sache wirklich zu verstehen und in die von Kerstin Gier geschaffene Welt richtig eintauchen zu können, ist die vollständige Kenntnis des ersten Teils meiner Meinung nach unabdingbar. Ansonsten lässt sich die Reihe Jugendlichen (Mädchen) wirklich empfehlen. Und natürlich jedem Erwachsenen der gerne auch mal Jugendbücher liest ;-)